Nun ist es endlich soweit: Gestern am 22. August hat http://www.philo-welt.de seine Tore offiziell geöffnet. Ich war in den letzten Wochen an den Vorbereitungen zu diesem Nachfolgeprojekt des alten philo-forums - das einige von Euch vielleicht kennen werden - beteiligt und bin jetzt dort als "Fachredakteur" tätig. Was das ist? - Das weiß ich auch nicht so genau. Aber ich denke, die nächsten Wochen werden zeigen, was es damit im einzelnen auf sich hat. Es muß sich zunächst alles ein wenig einspielen. -
Die "Philo-Welt" - das wird bereits ein erster Blick auf die Rubriken zeigen - verfolgt mit ihren Foren ein anderes Ziel als es unser Forum hier getan hat. Das hängt u.a. damit zusammen, daß sie sich als Nachfolgeprojekt des philo-forums den ehemaligen Mitgliedern und ihren Interessen verpflichtet fühlt; hinzu kommt, daß viele Teilnehmer sehr jung sind (teils Schüler/innen) und zur Philosophie natürlich ein anderes - wenn man so will "unbefangeneres" - Verhältnis haben als ein alter Mann wie ich.
Damit ist aber auch gleichzeitig eine Herausforderung angesprochen, der es sich zu stellen gilt. Ob ich dieser Herausforderung gewachsen bin? Wer darauf "nein" sagt, mag am Ende recht behalten. Jedenfalls würde ich mich freuen, wenn der eine oder andere von Euch sich mal die "Philo-Welt" anschauen würde und dort mit seinen Postings zum Gelingen des neuen Projekts beitragen würde. Hier nochmals der Link:
Was nun aus unserem Forum wird - dazu wird TemporarySilent demnächst sicher was schreiben. Ein wenig Wehmut verspüre ich schon bei dem Gedanken, daß hier künftig womöglich ein "verlassener Bahnhof" (Duns Scotus) sein wird; aber ich habe in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, daß das unendlich große Internet in puncto deutschsprachiger Philosophie-Foren so "unendlich" gar nicht ist. Vielleicht sieht man sich ja schon bald wieder ...
Ihr Lieben - das war eine schöne Zeit mit Euch. Die Gespräche haben mir weitergeholfen. Ich weiß, daß nicht alle das Konzept, die Themenauswahl oder die Abstraktionslage der Diskussionen befürwortet haben. Auch und gerade für die, denen die Gespräche hier "zu hoch" oder "zu unpersönlich" waren, bietet die "Philo-Welt" eine Alternative mit "Cafés", "Kneipen", "Marktplätzen" usw. in denen auch der unverbindliche small-talk möglich ist, der hier vielleicht gelegentlich vermißt wurde.
In diesem Sinne bedankt sich bei allen Mitstreitern für ihr Engagement und Interesse
"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".
In Antwort auf:habt bitte Verständnis, wenn ich Euch im Moment noch keinen Link ins Forum setzen kann; ich werde das in ca. 1 Woche tun.
Tja - Ihr Lieben ... nun ist die Woche um und ich kann Euch immer noch nicht viel mehr sagen. Wie das bei "Projekten" üblich ist, gibt es Verzögerungen und Schwierigkeiten, die nicht abzusehen sind und welche den Start auf unbestimmte Zeit verschieben.
Deshalb schlage ich vor, erst einmal alles beim Alten zu belassen und hier weiterzumachen wie bisher. Vielleicht ist es ja eine Möglichkeit, die "September-Reform" (neue Themen nach drei Monaten) bereits jetzt durchzuführen und nebenbei: Wir können ja auch dieses Forum - unabhängig vom neuen Projekt - ruhig weiterführen. (Wer weiß, wofür´s gut ist ... )
"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".
Irrfahrten sind in der europäischen Literatur seit Homers "Odyssee" ein vertrautes Genre. Von Cervantes über Stevenson bis hin zu Goethe, Humboldt und den Reisebeschreibungen des 18. Jahrhunderts - zu den "Wilden" - : Reisen sind verknüpft mit Abenteuern. Wer heutzutage Abenteuerliches erleben will und dazu nicht künstlich erzeugten "Abenteuerurlaub" buchen mag, der fahre einmal von Münster nach Vechta. Unerschrockene nehmen dafür die Bahn.
11.28 Uhr: Der Zug verläßt meine Heimatstadt. Ich schaue aus dem Fenster; es regnet. Natürlich fahre ich nicht ohne Buch. Aber zu Luhmanns "Beobachtungen der Moderne" komme ich nicht so recht. Gegenüber sitzt eine Mutter mit zwei Kindern. Es gibt Streit ums Malbuch. Weiter hinten hat sich eine holländische Kolonie eingerichtet. Man ruft einander laut zu. Gelächter. Bierdosen werden geöffnet.
11.55 Uhr: Der IC hat 20 Minuten Verspätung. Das wäre für sich genommen noch nicht tragisch, aber dadurch verpasse ich den Anschlußzug in Osnabrück. TemporarySilent wird eine Stunde auf mich warten müssen. Ich nehme an einer windigen Stelle auf einer Bank Platz und versuche, Luhmanns Ausführungen über "Kontingenzverarbeitung" zu folgen. Kontingenzverarbeitung - daran mangelt es jetzt vor allem. Kontingenz heißt: nicht notwendig, aber nicht unmöglich. Als Beispiel fällt mir - nicht notwenig, aber nicht unmöglich - der Fahrplan der Deutschen Bahn ein.
13.40 Uhr: In Bramsche wird der Zug "geteilt". Natürlich sitze ich im falschen Teil ... im Laufschritt dem Zugpersonal hinterher.
14.35 Uhr: Endlich am Ziel. TemporarySilent ist sehr verständnisvoll; sie hat in der Zwischenzeit den Bahnhof von Vechta inspiziert.
14.40 Uhr: Ungemütliches Wetter. Wind, Regen. Wir sitzen in einem kleinen Café im Zentrum von Vechta. Es dauert nicht lange bis sich eine erste Vertrautheit einstellt. Mit Musil zu reden: Seinesgleichen geschieht. :-))
16.45 Uhr: Nauplios und TemporarySilent kaufen einen Regenschirm.
17.30 Uhr: Nach Auskunft einer Bürgerin von Vechta ist das Restaurant "Holzwurm" zu empfehlen. Wir sind die ersten Gäste an diesem Donnerstagabend. Der Holzboden knarrt. Der griechische Wirt entschuldigt sich dafür, daß die Musikanlage nicht funktioniert. Dafür funktioniert die Schlagbohrmaschine. Obwohl sich das Lokal im Laufe der nächsten Stunde mit Gästen füllt, läßt der Wirt von seiner Bohrtätigkeit nicht ab. Eine Kreissäge leistet der Bohrmaschine inzwischen Gesellschaft. Temp und ich entscheiden uns für vertraute Menüs. Die "Rehakles-Platte" ist uns suspekt.
19.30 Uhr: Die Regionalbahn von Vechta nach Osnabrück fährt pünktlich ab; kommt aber nicht pünktlich an. Dafür ist diesmal der IC pünktlich und also bereits seit 10 Minuten fort. Ich habe eine Stunde Aufenthalt in Osnabrück. In einem Stehcafé bestelle ich ein Bier. Junge Männer schlendern mit suchenden Augen in der Bahnhofshalle auf und ab. Vier Frauen in vorgerücktem Alter und vorgerückter Stimmung kaufen vier "Jägermeister"; eine von ihnen hat Blickkontakt mit mir aufgenommen. Ich lasse das Bier stehen und begebe mich zu Gleis 1.
21.30 Uhr: Der Zug ruckelt durchs Münsterland. Die Namen der Haltestellen, die eine näselnde Stimme übers Mikrophon durchgibt, lösen Zuversicht aus.
22.25 Uhr: Ich klappe "Beobachtungen der Moderne" zusammen. Nur noch wenige Minuten und der Höhleneingang der heimischen Klause wird sich öffnen. "Zurück nach Ithaka zu kommen, verlohnt den weitesten Umweg." (Hans Blumenberg)
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"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".
"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".
Ihr habt es sicher schon bemerkt: unser Forum befindet sich zur Zeit in einer Art "stand-by-Modus"; Achim hat es vor ein paar Tagen in der Heidegger-Rubrik schon angesprochen. Das hat sicher je ganz individuelle Gründe. Der eine ist vielleicht in Urlaub, dem anderen ist es für´s Philosophieren zu heiß und vielleicht braucht man gelegentlich auch mal eine "Auszeit" ...
Die Gründe für meine Zurückhaltung möchte ich Euch an dieser Stelle gern nennen: Ich bin seit einigen Wochen in einem Planungsteam für ein neues philosophisches Internetprojekt. Zur Zeit arbeiten einige fleißige Köpfe und Hände an dessen Ausgestaltung; habt bitte Verständnis, wenn ich Euch im Moment noch keinen Link ins Forum setzen kann; ich werde das in ca. 1 Woche tun. - Vielleicht besteht ja die Möglichkeit, die guten Gespräche der letzten Wochen und Monate in diesem neuen Projekt weiterzuführen!? - Ob aber letztlich dort oder weiterhin hier: mir liegt es am Herzen, daß unsere "Mannschaft" nicht auseinanderfällt und ich möchte Metaphysiker, DunsScotus, NietzscheIsDead, BlueHorizon, den leisen Ton, TemporarySilent, Rolf, Schnitzeltaler ... kurzum ALLE Teilnehmer zurück an einen Tisch bekommen. Das kann auch gerne weiterhin in diesem Forum geschehen! Also bevor es da Mißverständnisse gibt: Ich läute damit keineswegs das Ende ein, sondern einen neuen Anfang! Ob der dann letzlich hier gemacht wird oder auf einer anderen Plattform wird sich zeigen. - Schaut Euch doch - ca. Ende nächster Woche - mal diese neue Sache an, ob das was für Euch ist. Wenn nicht, können wir wie gesagt gerne hier weitermachen. Solange bleibt bitte "stand-by".
"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".
Es folgt nachstehend der berühmte Zeus-Hymnos aus Aischylos´ Agamemnon . Dem griechischen Original folgen zwei Übersetzungen, zunächst die von Johann Gustav Droysen, der 1832 alle Tragödien von Aischylos übersetzt hat und danach eine "moderne" Übertragung, nämlich die von Emil Staiger (1958).
Zeus, wer Zeus auch immer möge sein, ist er dieses Namens froh, Will ich gern ihn nennen so; Ihm vergleichen kann ich nichts, wenn ich alles auch erwäg, Außer ihm selbst - wenn des Denkens vergebliche Qualen Ich in Wahrheit bannen will!
So, wer ehedem gewaltig war, allbewehrten Trotzes hehr, Was er war, nicht gilt es mehr; Der darauf erstand, dem Allsieger unterlag auch der. Aber den Zeus im Gesange des Sieges zu preisen, Alles Denkens Frieden ist´s!
Ihn, der uns zum ernsten Nachsinnen leitet, uns in Leid Lernen läßt zu seiner Zeit; Drum weint auch im Traum im Herzen noch Kummer leideingedenk, und es keimt Wider Willen weiser Sinn. Wohl heißt streng und schonungslos der ewgen hochgethronten Götter Gunst! (Übersetzung: J.G. Droysen)
Zeus, wer er auch sei, wenn so Zu heißen ihm lieb, Ruf ich ihn so. Wäge ich alles, So finde ich nichts, Zeus vergleichbar, soll ich recht Von der Seele werfen vergebliche Last.
Schwoll einst ein Gewaltiger auch Von trotziger Kraft - Wer sagt, daß er war? Dem Sieger erliegt Auch, der ihm folgt. Die Fülle der Einsicht aber gewinnt, Der feiert mit Ernst den Triumph Zeus´.
Weise zu sein wies er den Weg Den Sterblichen, und er setzte dies: Daß aus Leid wir lernen. Träufelt im Herzen zur Stunde des Schlafs Kummer, des Argen eingedenk, Lernt Weisheit auch verstocktes Gemüt. Huld der Geister ist´s , die fest Am heiligen Steuer sitzen. (Übersetzung: E. Staiger)
Schade, daß Durs Grünbein von Aischylos bislang nur Die Perser und Sieben gegen Theben übersetzt hat ... Von Peter Stein liegt mir keine Übersetzung vor ... Den griechischen Text habe ich übrigens auch in unserem Audioblog eingesprochen ... :-)
"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".
Zunächst einmal ein in unserem Philosophieforum! - Wenn Du AOL-Mitglied bist, kannst Du zur Zeit am AOL-Board Philosophie an einer Debatte über Nietzsche´s Geburt der Tragödie teilnehmen.
Vielleicht läßt sich aber auch die Diskussion künftig hier führen in einem noch einzurichtenden Thread zur griechischen Tragödie und zu Nietzsche ...
"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".
Nein, nein - nicht ich habe Geburtstag, sondern heute wird unser Forum 1 Jahr alt! Nun kann man einem Forum schlecht gratulieren; aber immerhin ist heute ein Anlaß, daß ich als damaliger Initiator des Ganzen Euch danke für die bisherige Mitarbeit an diesem Forum. Über 1.200 Beiträge haben sich in den vergangenen 12 Monaten angesammelt - also 100 pro Monat. Das ist für ein kleines privates Forum - mit diesen Themenstellungen (!) - außerordentlich viel. Erfreulich ist auch die Entwicklung der Mitgliederzahlen; die kleine handverlesene Schar der ersten Stunde hat sich in dieser Zeit verzehnfacht. Im Juni 2004 war dieses Projekt ein vager Versuch, abseits der großen Philosophieforen und ungeachtet des dort und in anderen Boards und Groups häufig anzutreffenden Umgangs eine Plattform zu schaffen, auf der Philosophie und Literatur im Vordergrund stehen - und nicht persönliche Auseinandersetzungen und kleingeistige Prestigekämpfe. Ursprünglich auf ein halbes Jahr begrenzt, hat sich der "vage Versuch" inzwischen zu einem Forum etabliert, auf das einschlägige Philosophieseiten im Internet verlinken. Wer bei "google" das Suchwort "Philosophieforum" eingibt, findet unser Forum auf der ersten Seite an 10. Position (noch vor "philtalk"):
Natürlich, Ihr Lieben, hat ein solches Forum eine hohe "Volatilität"; das hängt schon allein mit der Schnellebigkeit und Flüchtigkeit des Mediums zusammen; es gibt Zeiten, da finden sich 10 Beiträge an einem Tag ein und dann vergeht auch schon mal eine ganze Woche, ohne daß jemand schreibt. Das ist - gerade in den Sommermonaten - ein ganz normaler Vorgang. Mein Eindruck ist jedenfalls, daß einige in den letzten Wochen hier eine Art virtuellen Wohnsitz gefunden haben - wenn auch vielleicht nur einen Zweit- oder Drittwohnsitz ... Und natürlich hat das Forum auch eine Entwicklung genommen; es sieht weder äußerlich so aus wie am ersten Tag noch sind seine anfänglichen Themenstellungen geblieben noch sind die Autoren die von damals. Die Zweisprachigkeit der Beiträge ist mittlerweile selbstverständlich geworden und das "Audioblogging" auf unserer Homepage (http://www.forum-philosophie.org/Podblogger/index.php) erfreut sich großer Beliebtheit. - An dieser Stelle möchte ich TemporarySilent für die Administration und Verwaltung des Forums danken. Sie hat in den letzten Monaten mit unermüdlichen Kommunikationsbemühungen, Übersetzungen, Aquirierung von neuen Mitgliedern usw. viel für die gemeinsame Sache getan. (Jedenfalls mehr als ich)
Es hat sich übrigens bewährt, Optik und Themenauswahl des Forums im vierteljährlichen Rhythmus zu ändern; wie Ihr seht, haben im Moment literarische und ästhetische Themen Hochkonjunktur. Das wird sich dann ab September wieder ein wenig ändern. Alte Threads sind der besseren Übersicht wegen "unsichtbar" gemacht, also nicht gelöscht.
Ob es am Wochenende noch eine Party gibt - das weiß ich noch nicht. Jedenfalls ist "angedacht", in unserem Chatraum (s. ganz oben rechts) einen Chat abzuhalten. Dazu sind nicht nur alle Mitglieder herzlich eingeladen, sondern auch ehemalige Mitglieder, "Beobachter" der Szene, Internetbekannte jeden Alters und jeder Couleur ...
Und nun: Auf zur Forums-Geburtstags-Party 2005!
Liebe Grüße
Nauplios
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"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".
Thema von Nauplios im Forum Die Welt des Epos und...
Die Beziehung des Menschen zu den Göttern - vor allem zu einem Gott - wird für uns Modernen durch den Begriff des Glaubens getragen. Auch hier liegt eine Unterscheidung vor (vgl. zum Thema "Unterscheidung" die Diskussion hier: http://215493.homepagemodules.de/t503726...radition_4.html), nämlich zwischen Glauben und Unglauben. Wo es ein credo gibt, gibt es auch einen falschen, ketzerischen Glauben. Glaube in diesem Sinne ist immer gebunden an ein Dogma. Man darf mit Recht daran zweifeln, daß die Griechen der homerischen Zeit überhaupt so etwas dogmengebundenen Glauben hatten. Bei Homer sind die Götter so natürlich so natürlich, so selbstverständlich, daß noch Herodot, als er Ägypten besuchte und dort in Kontakt mit einheimischen Götterkulten kam, diese Götter gleichsam ins Griechische "übersetzte". So wurde aus Bupastis eben Artemis, aus Horos Apoll und aus Osiris kurzerhand Dionysos. Den Göttern der "Barbaren" (Nicht-Griechen), die sich nicht ins Griechische übersetzen lassen, wird lapidar bescheinigt, daß sie eben besonders "barbarisch" seien ... - Die Griechen selbst haben ja ihre Götter in verschiedenen Gestalten und unter verschiedenen Namen verehrt. Die Artemis von Ephesos beispielsweise sieht anders aus als die Jägerin von Sparta:
Die Götter der Griechen gehören zur natürlichen Ordnung der Welt; wie soll es überhaupt andere Götter geben als die, von denen man auf solch natürliche Art "weiß"? - Und was bedeutete eigentlich die Anklage der "Gottlosigkeit" (asebeia) gegen Sokrates? In der Anklageschrift gegen Sokrates heißt es, Sokrates ist ein Verbecher, weil er nicht an die Götter glaubt, sondern andere Dämonen einführen will. Das Wort "glauben" ist die Übersetzung von "nomizein" (für die Altphilologen unseres Griechischkurs´: Das Wort kommt in Lektion 5 vor ); aber eigentlich steckt in diesem "nomizein" das Für-Wahr-Halten, eben die Existenz der Götter für wahr halten. Sokrates spricht ja von seinem "daimonion", seiner "inneren Stimme" und das wird ihm in dieser Anklage vorgeworfen. Er wird also nicht als Ketzer oder Häretiker bezeichnet, sondern als Gottesleugner. Erst um die Mitte des 5. Jahrhunderts wird der Gedanke langsam salonfähig, die Götter könnten vielleicht nicht existieren (bei dem Sophisten Protagoras). Das griechische "nomizein" hat den erweiterten Sinn von: wert halten, achten; "nomisma" bezeichnet das, was Wert hat. (Unser Wort "Numismatik" ist davon abgeleitet.) - Folgt man Winckelmann und Goethe, könnte man meinen, die olympischen Götter seien bloße Ausgeburten eines heiter spielenden Geistes; aber nach der griechischen Vorstellung (etwa bei Homer) sind die Götter selbst der Ordnung des Kosmos unterworfen. Deshalb gibt es auch nicht so etwas wie eine Schöpfungsgeschichte. Bei Homer greifen die Götter zwar oft in das irdische Treiben ein, aber sie tun dies fast schon nach den Gesetzen einer "höheren" Ordnung. Das höhere Leben der Götter gibt dem irdischen Dasein seinen Sinn. Das Innere des Menschen ist das sozusagen das Göttliche in den Menschen hineingenommen. In einem Gespräch mit Riemer drückt Goethe das in umgekehrter Richtung so aus: "Was der Mensch als Gott verehrt, ist sein eigenstes Innere herausgekehrt".
Der homerische Mensch steht frei vor seinem Gott. Er duckt und fügt sich zwar gelegentlich - aber nicht immer. Manchmal steht er auch mutig den Ressentiments eines Gottes gegenüber (etwa Odysseus gegen Poseidon). Ganz anders als die hebräische Gottheit sind die griechischen Gottheiten "rheia zoontes", Leichtlebende, weil ihnen das Dunkle und Unvollkommene ihnen fehlt - sie sind nicht für den Tod zuständig.
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"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen". _____________________________________________
Die aristotelische Poetik und die Rhetorik stehen in einem Nahverhältnis zueinander; das ergibt sich allein schon aus den Querverweisen. Denn einerseits bezieht sich die Poetik auf das, "was sich ... in den Schriften zur Rhetorik findet" (Kap. 19) und andererseits greift die Rhetorik an vielen Stellen auf die Poetik zurück. Diese Querverweise gelten fast ausschließlich den Punkten, in welche die beiden Disziplinen sich teilen: Sprache, Stil, Gedankenführung und Argumentation. Im Gegensatz zur Dichtkunst findet dabei die Redekunst den Stoff - politische Situationen, bestimmte Prozeßlagen - vor und braucht ihn nicht erst zu erfinden; die Dichtkunst dagegen schafft sich ihren Stoff selber - sei es auch durch eine Wahl aus Überliefertem.
Die Poetik war aber nicht die einzige Schrift, die über die Dichtkunst und ihre Erzeugnisse ging; der Dialog Über die Dichter ist schon genannt worden. Aus den spärlichen Hinweisen, die Diogenes Laertios zu diesem Dialog gibt, ist zu entnehmen, daß es Aristoteles dort um literaturgeschichtliche Details, um Biographisches und Anekdotisches zu einzelnen Dichtern ging. Etwas besser bezeugt ist dagegen ein Werk des Aristoteles, das den Titel Homerprobleme trug und sechs Bücher umfaßt haben soll. Von einer weiteren Schrift kennen wir nur den Titel: Über Tragödien .
Die Poetik und darin insbesondere die aristotelische Theorie von der Genese und Entwicklung der dramatischen Gattungen haben - im Zusammenhang mit den Schriften Über die Dichter und Über Tragödien und mit einigen von Aristoteles angelegten Verzeichnissen von Siegerlisten zu Olympischen und Pythischen Spielen - auf einem breiten empirischen Fundament beruht, das sich dem heutigen Leser weitgehend entzieht. Offenkundig ist dagegen die Einbettung der Poetik in die praktische Philosophie des Aristoteles und ihre Zugehörigkeit zum Bereich der Politik und Ethik. Anders als bei der Rhetorik gab es für Aristoteles bei der Abfassung der Poetik allerdings keine vorliegende Tradition poetologischer Traktate, abgesehen vielleicht von den Versuchen Platos, die Dichtung in politischer, pädagogischer und moralischer Hinsicht zu bewerten. Konstitutiv für die aristotelische Auffassung der Poiesis ist ein ethischer Aspekt: als "poetisch" gelten nur Werke, die handelnde Menschen nachahmen, deren Handlungen "notwendigerweise entweder gut oder schlecht" sind; philosophische Lehrgedichte - wie etwa von Parmenides oder Empedokles - sind damit von den poetischen Werken ausgeschlossen. Aristoteles hat also - im Gegensatz zu Plato, der die Kunst gänzlich politischen und pädagogischen Kriterien unterworfen hatte - die ethischen Prämissen der Kunst vor Augen gehabt. Seine Dichtungstheorie ist vor allem durch ihren Grundbegriff "Mimesis" fest mit der Wirklichkeit verbunden - mit einer Wirklichkeit, die das menschliche Handeln und seine Einschätzbarkeit nach objektiv gültigen ethischen Maßstäben in den Mittelpunkt der Betrachtung rückt.
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"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".
Thema von Nauplios im Forum Antike Dichtungstheorien
Ihr Lieben!
Die Vermittlungsschwierigkeiten wissenschaftlicher und philosophischer Erkenntnisse an ein breites, "ungelehrtes" Publikum und die damit einhergehende Unterscheidung von wissenschaftlichen und "populärwissenschaftlichen" Schriften ist nicht nur der Neuzeit mit ihrem Spezialistentum vertraut. Schon bei Aristoteles unterschied man in der Antike "akroamatische" Schriften (zum Hören bestimmt) und "veröffentlichte" Schriften (für die Außenwelt bestimmt). - Später hat man die "akroamatischen" Schriften auch die esoterischen genannt; Aristoteles selber spricht auch von "Darlegungen nach Maßgabe der Philosophie" und in unserem modernen alltagssprachlichen Sinn könnten wir von "streng wissenschaftlichen" Werken reden. Diese "esoterischen Schriften" waren gedacht für den schulinternen Gebrauch, als Gedächtnisstütze etwa für den Lehrvortrag und gelegentlich bezieht sich Aristoteles auch auf Stellen in den "veröffentlichten", exoterischen Schriften. - Das Auseinanderdriften von Popularphilosophie und Philosophie als Wissenschaft deutet sich also bereits hier bei Aristoteles an.
Der Historiker Strabo berichtet uns von der abenteuerlichen Geschichte und den glücklichen Umständen der Erhaltung der unveröffentlichten, für den schulinternen Gebrauch bestimmten Manuskripte des Aristoteles. Nahezu zwei Jahrhunderte lang sollen sie in einem Keller in Skepsis, einer Stadt in der Nähe von Troja gelegen haben. Einer der letzten Schüler des Aristoteles, ein gewisser Neleus, hatte sie von Theophrast, dem Aristotelesnachfolger im Peripatos, geerbt. Ein Büchersammler namens Apellikon hat sie schließlich dort entdeckt und brachte sie zurück nach Athen. Nach der Eroberung der Stadt durch Sulla im Jahre 86 v. Chr. gelangte die Sammlung des Apellikon - und mit ihr die aristotelischen Manuskripte - als Kriegsbeute nach Rom. Der Grammatiker und Philologe Tyrannion, ein Bekannter Ciceros, hatte dort Zugang zu den Manuskripten und regte seinen Schüler Andronikus an, eine Buchausgabe herauszugeben. Diese Ausgabe des Andronikus wurde - bis heute - die Grundlage der weiteren Überlieferung der aristotelischen Philosophie. - Die literarischen Werke, also die populären, "exoterischen" Schriften von Aristoteles gingen verloren.
Wir haben es heute also fast ausschließlich mit den "esoterischen" Schriften zu tun, mit Schriften, die ursprünglich nur für den Lehrbetrieb der aristotelischen Schule gedacht waren. Die "veröffentlichten" Schriften waren wahrscheinlich größtenteils Dialoge; Aristoteles wird diesbezüglich seinem Lehrer Plato gefolgt sein. Auch die - nicht erhaltene - Schrift Über die Dichter war ein Dialog. Die ihr "korrespondierende" Schrift in den Manuskripten ist die Poetik . Der Philosophiegeschichte des Diogenes Laertios ist ein Verzeichnis der überlieferten aristotelischen Schriften beigegeben, das besagt, daß die Poetik aus zwei Büchern besteht. Während die erste Hälfte der Poetik die Zeiten überdauert hat, ging die zweite Hälfte, die in Form einer Theorie der Komödie das Lächerliche zum Thema hatte, verloren. Über diesen zweiten Teil der aristotelischen Poetik - Cineasten werden sich erinnern - handeln die mysteriösen Ereignisse in Ecos Roman Der Name der Rose ...
"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".
Eine Neu- und Umgestaltung des Forums finde ich eine gute Idee!
Mir gefällt auch der Vorschlag, künftig Literatur, Literaturtheorie und Ästhetik einen größeren Spielraum einzuräumen. Auch eine Abteilung "Hellenika", in der Vorsokratiker - vielleicht auch späthellenistische Schulen besprochen werden können, findet meine Zustimmung. Beim Thema "künstliche Intelligenz" müßte ich allerdings passen - nicht nur, weil ich mit der Entwicklung und Pflege der eigenen hinreichend beschäftigt bin, sondern weil ich von der Sache schlechterdings nichts verstehe. -
Wie gerufen kommen da zwei Neuankömmlinge im Forum, die ich bei dieser Gelegenheit willkommen heiße:
Vielleicht habt Ihr beiden ja mal Lust, etwas über Euch und Eure philosophischen Interessen zu erzählen und möglicherweise habt Ihr ja auch Vorschläge zur künftigen Gestaltung des Forums.
Ansonsten, liebe TemporarySilent, bin ich - was die Zukunft des Forums angeht - durchaus optimistisch. Die jetzt Aktiven haben sich ja in der Vergangenheit schon desöfteren als fleißige Poster erwiesen und das wird sicher auch in Zukunft so sein. Ein paar neue Anreize sind aber schon richtig ...
"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".
Am Ende des 19. Jahrhunderts gelten vor allem drei Lyriker im deutschsprachigen Raum als "bedeutend" - Detlev von Liliencron, Hugo von Hofmannsthal und Richard Dehmel. Letzerer bringt 1896 einen Gedichtband heraus, der in bürgerlich gebildeten Kreisen für Aufregung sorgt: Weib und Welt . Eines der Gedichte heißt "Verklärte Nacht".
Zwei Menschen gehen durch kahlen, kalten Hain; Der Mond läuft mit, sie schaun hinein. Der Mond läuft über hohe Eichen, kein Wölkchen trübt das Himmelslicht, in das die schwarzen Zacken reichen. Die Stimme eines Weibes spricht:
Ich trag ein Kind, und nit von Dir, ich geh in Sünde neben Dir. Ich hab mich schwer an mir vergangen. Ich glaubte nicht mehr an das Glück, und hatte doch ein schwer Verlangen nach Lebensinhalt, nach Mutterglück und Pflicht; da hab ich mich erfrecht, da ließ ich schaudernd mein Geschlecht von einem fremden Mann umfangen, und hab mich noch dafür gesegnet. Nun hat das Leben sich gerächt: Nun bin ich Dir, o Dir begegnet.
Sie geht mit ungelenktem Schritt. Sie schaut empor; der Mond läuft mit. Ihr dunkler Blick ertrinkt in Licht. Die Stimme eines Mannes spricht:
Das Kind, das Du empfangen hast, sei Deiner Seele keine Last, o sieh, wie klar das Weltall schimmert! Es ist ein Glanz um alles her, Du treibst mit mir auf kaltem Meer, doch eine eigne Wärme flimmert von Dir in mich, von mir in Dich. Die wird das fremde Kind verklären, Du wirst es mir, von mir gebären; Du hast den Glanz in mich gebracht, Du hast mich selbst zum Kind gemacht.
Er faßt sie um die starken Hüften. Ihr Atem küßt sich in den Lüften. Zwei Menschen gehen durch hohe, helle Nacht.
Kaum nachvollziehbar aus heutiger Sicht, was vor gut hundert Jahren die Gemüter daran erhitzte. Vielleicht hat es in Schönberg deshalb einen so empfänglichen Leser gefunden, weil dieser gerade um die vierundzwanzigjährige Schwester seines Freundes und Kompositionslehrers Zemlinsky, Mathilde, warb. Schönberg braucht gerade mal drei Wochen zur Komposition seines op. 4. In der Deutschen Tonkünstler-Zeitung schreibt er über die Verklärte Nacht : "Bei der Komposition von Richard Dehmels Gedicht Verklärte Nacht leitete mich die Absicht, in der Kammermusik jene neuen Formen zu versuchen, welche in der Orchestermusik durch Zugrundelegen einer poetischen Idee entstanden sind. Zeigt das Orchester die gleichsam episch-dramatischen Gebilde tondichterischen Schaffens, so kann die Kammermusik die lyrischen oder lyrisch-epischen darstellen." - Die neben der eigentlichen Komposition selbständige Leistung Schönbergs ist also die Anwendung gestalterischer Prinzipien aus dem Bereich der symphonischen Dichtung auf das Gebiet der Kammermusik, das bis dahin als [i]die[/] Domäne der "absoluten" Musik schlechthin gegolten hatte. -
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"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".
Die Beziehung des Menschen zu den Göttern - vor allem zu einem Gott - wird für uns Modernen durch den Begriff des Glaubens getragen. Auch hier liegt eine Unterscheidung vor (vgl. zum Thema "Unterscheidung" die Diskussion hier: http://215493.homepagemodules.de/t503726...radition_4.html), nämlich zwischen Glauben und Unglauben. Wo es ein credo gibt, gibt es auch einen falschen, ketzerischen Glauben. Glaube in diesem Sinne ist immer gebunden an ein Dogma. Man darf mit Recht daran zweifeln, daß die Griechen der homerischen Zeit überhaupt so etwas dogmengebundenen Glauben hatten. Bei Homer sind die Götter so natürlich so natürlich, so selbstverständlich, daß noch Herodot, als er Ägypten besuchte und dort in Kontakt mit einheimischen Götterkulten kam, diese Götter gleichsam ins Griechische "übersetzte". So wurde aus Bupastis eben Artemis, aus Horos Apoll und aus Osiris kurzerhand Dionysos. Den Göttern der "Barbaren" (Nicht-Griechen), die sich nicht ins Griechische übersetzen lassen, wird lapidar bescheinigt, daß sie eben besonders "barbarisch" seien ... - Die Griechen selbst haben ja ihre Götter in verschiedenen Gestalten und unter verschiedenen Namen verehrt. Die Artemis von Ephesos beispielsweise sieht anders aus als die Jägerin von Sparta:
Die Götter der Griechen gehören zur natürlichen Ordnung der Welt; wie soll es überhaupt andere Götter geben als die, von denen man auf solch natürliche Art "weiß"? - Und was bedeutete eigentlich die Anklage der "Gottlosigkeit" (asebeia) gegen Sokrates? In der Anklageschrift gegen Sokrates heißt es, Sokrates ist ein Verbecher, weil er nicht an die Götter glaubt, sondern andere Dämonen einführen will. Das Wort "glauben" ist die Übersetzung von "nomizein" (für die Altphilologen unseres Griechischkurs´: Das Wort kommt in Lektion 5 vor ); aber eigentlich steckt in diesem "nomizein" das Für-Wahr-Halten, eben die Existenz der Götter für wahr halten. Sokrates spricht ja von seinem "daimonion", seiner "inneren Stimme" und das wird ihm in dieser Anklage vorgeworfen. Er wird also nicht als Ketzer oder Häretiker bezeichnet, sondern als Gottesleugner. Erst um die Mitte des 5. Jahrhunderts wird der Gedanke langsam salonfähig, die Götter könnten vielleicht nicht existieren (bei dem Sophisten Protagoras). Das griechische "nomizein" hat den erweiterten Sinn von: wert halten, achten; "nomisma" bezeichnet das, was Wert hat. (Unser Wort "Numismatik" ist davon abgeleitet.) - Folgt man Winckelmann und Goethe, könnte man meinen, die olympischen Götter seien bloße Ausgeburten eines heiter spielenden Geistes; aber nach der griechischen Vorstellung (etwa bei Homer) sind die Götter selbst der Ordnung des Kosmos unterworfen. Deshalb gibt es auch nicht so etwas wie eine Schöpfungsgeschichte. Bei Homer greifen die Götter zwar oft in das irdische Treiben ein, aber sie tun dies fast schon nach den Gesetzen einer "höheren" Ordnung. Das höhere Leben der Götter gibt dem irdischen Dasein seinen Sinn. Das Innere des Menschen ist das sozusagen das Göttliche in den Menschen hineingenommen. In einem Gespräch mit Riemer drückt Goethe das in umgekehrter Richtung so aus: "Was der Mensch als Gott verehrt, ist sein eigenstes Innere herausgekehrt".
Der homerische Mensch steht frei vor seinem Gott. Er duckt und fügt sich zwar gelegentlich - aber nicht immer. Manchmal steht er auch mutig den Ressentiments eines Gottes gegenüber (etwa Odysseus gegen Poseidon). Ganz anders als die hebräische Gottheit sind die griechischen Gottheiten "rheia zoontes", Leichtlebende, weil ihnen das Dunkle und Unvollkommene ihnen fehlt - sie sind nicht für den Tod zuständig.
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"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".
Schönbergs Melodram Pierrot Lunaire gilt bis heute als eines der inspirierendsten Werke des 20. Jahrhunderts. Die Geschichte vom mondsüchtigen Narren nach dreimal sieben Gedichten aus Alberts Girauds Zyklus Pierrot Lunaire führt den Sprechgesang in die Musik ein. Schönberg hat seinem Pierrot lunaire eine Auswahl aus dem fünfzig Gedichte umfassenden Text des belgischen Autors Albert Giraud zugrundegelegt. Giraud veröffentlichte diese Sammlung bereits 1884 und Otto Erich Hartleben hat dann 1911 eine deutsche Übersetzung angefertigt. Der besondere Zauber dieser Gedichte erschließt sich gleich im ersten:
Mondestrunken
Den Wein, den man mit Augen trinkt, Gießt nachts der Mond in Wogen nieder, und eine Springflut überschwemmt den stillen Horizont.
Gelüste schauerlich und süß, Durchschwimmen ohne Zahl die Fluten! Den Wein, den man mit Augen trinkt, Gießt nachts der Mond in Wogen nieder.
Der Dichter, den die Andacht treibt, Berauscht sich an dem heilgen Tranke, Gen Himmel wendet er verzückt Das Haupt und taumelnd saugt und schlürft er Den Wein, den man mit Augen trinkt.
Moonstruck
The wine that one drinks with the eyes The moon spills nights into the waves, And a Springflood overflows The silent horizon.
Desires, visible and sweet Countless swim across the flood. The wine that one drinks with the eyes The moon spills nights into the waves.
The poet, who practices devotion, Enrapts himself on the holy drink, He turns against the sky ecstatic Headlong reeling sucks and slurps The wine, that one drinks with the eyes.
Hier gibt es die Möglichkeit unter "Animations" die Partitur synchron mit der Musik zu verfolgen. Außerdem steht hier auch der komplette Text mit einer englischen Übersetzung.
Ihr Lieben - ich wünsche Euch und Euren Familien ein geruhsames Pfingstfest.
"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".
Von der "operationalen Geschlossenheit des Nervensystems" hat Rolf im Nachbarthread gesprochen. Ich möchte diese These gerne in Eure Diskussion importieren und sie zugleich ausweiten auf die operationale Geschlossenheit von sozialen Systemen überhaupt. Ich schlage - auf die Theorie sozialer Systeme Luhmanns verweisend - vor, auch "Gesellschaft", "society", als operativ geschlossenes bzw. "rekursiv geschlossenes" System zu begreifen. - Operativ geschlossen, das bedeutet nicht, über keine Kontakte zur Umwelt zu verfügen. Systeme - egal, ob Nervensysteme, Bewußtseinssysteme oder soziale Systeme exportieren und importieren über System-Umwelt-Grenzen hinweg, sie erhalten sich geradezu durch Umweltkontakte; am Beispiel organischer Systeme ist dies besonders augenfällig. Hat der Bär keine "Umweltkontakte" in Form von Beute, ist er als organisches System bedroht. Trotz dieser Umweltoffenheit gibt es jedoch "auf der Ebene der eigenen Operationen (...) keinen Durchgriff in die Umwelt." (N. Luhmann; Die Gesellschaft der Gesellschaft ; S. 92) - Denn durch die bisherigen Operationen und Selektionen des Systems (das gilt sowohl für Bewußtseins- als auch für soziale Systeme) sind Festlegungen getroffen und Formen entstanden, die ihrerseits wiederum als Rahmenbedingungen für Anschlußoperationen fungieren. Das sind die Bedingungen der Autopoiesis. "Als autopoietisch wollen wir Systeme bezeichnen, die die Elemente, aus denen sie bestehen, durch die Elemente, aus denen sie bestehen, selbst produzieren und reproduzieren. ." (N. Luhmann; Soziologische Aufklärung 6 ; S. 56) Leben produziert Leben und nichts von außen kann Leben hinzufügen. Eine Uhr dagegen könnte man nach traditioneller Auffassung auch als ein System auffassen, weil auch sie zwar aus Elementen besteht, die sich systematisch aufeinander beziehen; ihr Regelwerk allerdings kommt von außerhalb der Uhr selbst, vom Uhrmacher. Ein autopoietisches System dagegen produziert und reproduziert sich selbst. Diese Produktion und Reproduktion geschieht Luhmann zufolge durch Operationen. Systeme bestehen nämlich nicht etwa aus Dingen, sondern aus Operationen. Operationen sind die Letztelemente der Systeme. Dabei operieren biologische, psychische und soziale Systeme auf eine jeweils ganz bestimmte Weise: Biologische Systeme leben, psychische Systeme führen Bewußtseinsprozeße durch und die charakteristische Operationsweise sozialer Systeme ist Kommunikation. - Operational geschlossene Systeme können nicht "ganz anders" vorgehen ... oder wieder von vorne anfangen. Der nach Paartherapien oft gehörte Satz "Wir wollen noch mal ganz von vorne anfangen" ist die Illusion, unter der allenfalls "Anschlußkommunikation" möglich ist.
Ein Vorklang dieser Vorstellung von sozialen Systemen ist ja bereits bei Durkheim zu hören, wenn er von "sozialen Tatsachen" als einer Realität sui generis und gar von dem "Zwangscharakter" dieser sozialen Tatbestände spricht. Auch Luhmann ist in gewisser Weise ein "Konstruktivist", aber sein Konstruktivismus ist ein methodischer. Erkenntnisse sind "Beobachtungen" der Realität und damit Konstrukte. Beobachtung beruht unvermeidlich auf Unterscheidungen, die ein Beobachter trifft, die also in der äußeren Realität so nicht vorhanden sind. Eine Unterscheidung wird benutzt, um etwas als dies, und nicht das, zu bezeichnen. Andere Beobachter können wiederum andere Unterscheidungen treffen. Duns Scotus hat das ja vor einiger Zeit mit dem Hinweis auf Spencer Brown schon angesprochen und Rolf hat die Unterscheidung der Ontologie angeführt: seiend/nichtseiend. Luhmanns Ziel ist nun aber gleichwohl die "Analyse realer Systeme in der wirklichen Welt". Das soziale System Gesellschaft existiert real, ebenso das Bewußtseinssystem, das die Gesellschaft beobachtet. Der "radikale Konstruktivismus" ist dagegen eine Kognitionstheorie mit der Grundannahme, daß es unmöglich ist, die externe Realität in Erkenntnissen über die Welt abzubilden. Luhmanns "operativer Konstruktivismus" sagt: Realitätsaussagen des einen Beobachters lassen sich mit Realitätsaussagen eines anderen Beobachters vergleichen, aber nicht mit der Realität selbst. Wir haben es nie mit in den Aussagen abgebildeter Realität zu tun, sondern immer und ausschließlich mit konstruierter Realität.
"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".
An der Geburtsstätte der europäischen Philosophie, im 6. und 5. vorchristlichen Jahrhundert, sind Philosophie und Wissenschaften noch nicht getrennt. Die ersten Philosophen sind auch "Physiologen", Naturphilosophen, die sich an der heutigen Westküste der Türkei - die Griechen nannten den mittleren Abschnitt Ionien - mit Fragen der "physis", der Natur, beschäftigen. - Auch Wittgenstein interessiert sich für die Natur ... für Wissenschaft ... für Technik. Er möchte ein selbstentworfenes Flugzeug bauen. Fünf Jahre zuvor, im Dezember 1903 hatte Orville Wright mit der Kitty Hawk die Lüfte "erobert": er "flog" 12 Sekunden lang und legte dabei 37 Meter zurück (10,8 km/h). - Wittgenstein beginnt seine Forschungen mit Experimenten zum Entwurf und Bau von Drachen. Er arbeitet im Kite Flying Upper Atmosphere Stadion, einer Wetterwarte in der Nähe von Glossop. Er wohnt erstmals alleine und zwar in einer einsamen Herberge an den Derbyshire Moors, im Grouse Inn . Einsamkeit, einfaches Essen, der desolate Zustand der sanitären Anlagen und der ständige Regen machen ihm zu schaffen. Es ist seine Aufgabe, die Wetterstation mit Drachen (zur Feststellung meteorologischer Daten) zu versorgen, die sonst immer von außen bestellt worden waren. Im Grouse Inn ist er der einzige Gast; doch dann kommt ein zweiter Gast an: William Eccles, Ingenieur und vier Jahre älter als Wittgenstein. Er findet Wittgenstein im Aufenthaltsraum - umgeben von Büchern und Zetteln, die über Tische und Boden ausgebreitet sind. Eccles kann keinen Schritt tun, ohne auf Papier zu treten. Als er niederkniet und anfängt aufzuräumen, beginnt zwischen den beiden Männern eine enge Freundschaft.
Noch im Herbst 1908 schreibt sich Wittgenstein als Forschungsstudent an der Abteilung Maschinenbau der Universität Manchester ein. Er ist nicht angehalten, einen akademischen Grad anzustreben, sondern er soll nach eigenem Gutdünken forschen. Einer der Professoren in dieser Abteilung ist der Mathematiker Horace Lamb. Dieser ist mathematischen Gleichungen beschäftigt und es dauert nicht lange und Wittgenstein entdeckt für sich ein Forschungsfeld, das ihn immer wieder interessieren wird: die reine Mathematik. Einmal pro Woche kommt er nun mit zwei Mitstudenten zusammen und einer der Kommilitonen bringt bei diesen Zusammenkünften eines Tages ein Buch mit - die fünf Jahre zuvor erschienenen Principles of Mathematics von Bertrand Russell. -
Zwar wird sich Wittgenstein noch zwei Jahre mit dem Flugzeugbau befassen, aber eigentlich ist er fortan besessen von den mathematischen Problemen Russells. Das Hauptthema der Principles of Mathematics war die gegen Kant und andere Philosophen gerichtete These, daß man die gesamte reine Mathematik aus nur wenigen logischen Grundprinzipien ableiten kann - oder anders gesagt: Mathematik und Logik seien ein und dasselbe. Kant war der Meinung gewesen, Mathematik gründe in der "Erscheinungswelt", in unseren "Anschauungsformen" von Raum und Zeit. - Noch während der Drucklegung der Principles wird Russell auf ein Buch aufmerksam, welches sein Projekt im Grunde vorweggenommen hatte; es heißt Grundgesetze der Arithmetik und stammt von dem deutschen Mathematiker Gottlob Frege. Freges Buch war bis dahin kaum beachtet worden; erst als Russell seinen Principles den Essay The Logical and Arithmetical Doctrines of Frege hinzufügt, gelingt auch Freges Werk der Durchbruch. Russell lobt in diesem Essay die Arbeit Freges, doch stößt er dabei auf ein Problem, dessen Lösung sich alsbald als härteste Nuß der mathematischen Grundlagentheorie entpuppt. In einem zweiten Anhang der Principles fügt Russell eine "Theorie der logischen Typen" bei, um gewissen mathematischen Antinomien zu entgehen. Russell selbst jedoch war nicht recht zufrieden damit und schließt so: "Ich habe keine umfassende Lösung des Problems gefunden; da sie aber die Grundlagen des Denkens betrifft, möchte ich alle Logiker dringlich aufrufen, sich der Sache anzunehmen." -
Einer, der sich "der Sache annahm" war Wittgenstein. Er studiert eingehend Russells Principles und Freges Grundgesetze und bis April 1909 hat er eine Lösung formuliert, die er Russells Freund Philip E.B. Jourdain vorlegt. Jourdain aber zeigt sich sehr skeptisch Wittgensteins "Lösung" gegenüber, was Wittgenstein wahrscheinlich dazu bewogen hat, erst einmal beim Flugzeugbau zu bleiben. Doch zwei Jahre später ist es soweit: Wittgensteins Tage als Flugzeugingenieur sind im Oktober 1911 gezählt. Er möchte sich mit einer ausgefeilten philosophischen Konstruktion direkt an Frege und Russell wenden. In einem fast pathologischen Zustand der Erregung faßt er den Plan, ein philosophisches Buch zu schreiben.
Davon demnächst mehr ... _____________________________________________
"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".
Not only Detroit und N.Y. are online tonite. Here comes Münster, a remoted town in Germany. Great, you are joining us. Feel free to contribute wherever you wish to. - I am raising a glass and saying "Cheers across the ocean!". -
Warm regards,
Nauplios
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"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".
Zunächst mal herzlich willkommen in unserem Forum!
Und an dieser Stelle gleich ein weiteres Willkommen in unserer kleinen Audioblog-Gemeinde! Im Prinzip geht es ja nur darum, eine mp3-Datei zu generieren, die man dann ins Audioblog hochladen kann; dabei ist es eigentlich vollkommen sekundär, wie man diese mp3-Datei erzeugt. Das kann man mit einem Studioprogramm für 1.000 € machen (mit entsprechend mehr Bearbeitungsmöglichkeiten) oder mit einem kostenlosen Programm wie Audacity , das für unsere Zwecke eigentlich ausreicht. Natürlich kann man - theoretisch - auch eine wav-Datei hochladen; nur sind diese Dateien ja sehr speicherintensiv und uns stehen auf forum-philosophie nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung. Die werden wohl noch ausreichen für die nächsten 20 bis 30 mp3-Dateien, aber irgendwann wird sich nicht vermeiden lassen, auf einem freien Webspace eine Art "mp3-Archiv" anzulegen, in dem wir die älteren Dateien speichern. Die ersten Audiobloganbieter sind auch schon in den Startlöchern und ich denke, daß es gegen Ende des Jahres oder nächstes Jahr bei 20six.de oder Blogger.com die Möglichkeit geben wird, neben Textbeiträgen und Photos auch Sounddateien hochzuladen. Im Grunde ist das alles nur eine Frage des Speicherplatzes. -
Ich nehme an, Du hast Audacity bereits auf Deinem Rechner installiert und siehst auch das entsprechende Icon auf dem Desktop. Und auch winLAME hast Du installiert - nur hier siehst Du kein Icon und weißt nicht, wie Du das Programm überhaupt aufrufen sollst. Die meisten Softwareprogramme generieren ja ein solches Icon; winLAME tut das allerdings nicht. Ich hatte auch zunächst dieses Problem. Ich hab´ es dann für mich so gelöst, daß ich eine sog. "Verknüpfung" auf dem Desktop angelegt habe. Das geht so:
Du hast ja dieses winLAME in einen bestimmten Ordner auf Deiner Festplatte gespeichert; wenn Du diesen Ordner öffnest, befinden sich darin insgesamt 11 Dateien; das sind u.a. "Programmbibliotheken", "Textdokumente" und auch 2 sog. "Anwendungen"; eine davon ist der "Uninstaller" ("uninst-winLAME") und die andere ist eine ca. 124 KB große Anwendung; sie heißt einfach "winLAME" und hat 2 Noten in ihrem Namenssymbol. Bei mir ist es die letzte Datei in meinem winLAME -Ordner. Diese zweite 124 KB große Datei markierst Du und betätigst dann die rechte (!) Maustaste. Jetzt öffnet sich das sog. "Kontextmenü". Wenn Du jetzt in diesem Kontextmenü mit der Maus auf "Senden an" zeigst, klappt ein weiteres Menü auf und hier wählst Du die Option "Desktop (Verknüpfung erstellen)" indem Du darauf klickst. Fertig. - Jetzt müßtest Du auf Deinem Desktop ein neues Icon sehen, das "Verknüpfung mit winLAME" heißt und durch den üblichen Doppelklick kannst Du das Programm jetzt aufrufen.
Wenn Du nun mit Audacity eine wav-Datei gemacht hast, rufst Du anschließend winLAME auf. Es erscheint ein relativ kleines Fenster, in dem noch nichts steht. Oben links ist ein kleines Zeichen zu sehen, das einen offenen Ordner darstellt. Darauf klickst Du doppelt und kannst jetzt durch Deine Festplatte browsen, um die gewünschte Datei auszuwählen, die Du ins mp3-Format verwandeln willst. Durch Doppelklick wählst Du die entsprechende Datei aus. Jetzt siehst Du sie auch im Hauptfenster stehen. Als nächstes unten auf "Next" klicken. Nun zeigt sich ein Fenster, in dem Du eigentlich alle Einstellungen beibehalten kannst, nur eines sollte man ändern: Bei "Output Location" kannst Du den Ort auf Deiner Festplatte bestimmen, an dem Du die fertige mp3-Datei ablegen willst. Es empfiehlt sich, nicht ausgerechnet den Ordner zu wählen, in dem auch Deine mit Audacity produzierten wav-Dateien sind, weil man dann jedesmal eine namensgleiche Datei hat - einmal wav ... einmal mp3 - und schnell durcheinander kommt. Einen Ordner für die wav-Dateien, einen für die mp3-Dateien - so behält man am besten den Überblick. Unter "Output Location" sollte also der Ordner angegeben sein, der die fertigen mp3-Dateien beinhalten soll. Wenn Du den richtigen Ordner gewählt hast, wieder auf "Next" klicken. Im folgenden Fenster kannst Du alles so belassen; dann wieder auf "Next" klicken. Es öffnet sich das nächste Fenster und hier brauchst Du nur noch auf den linken der drei oberen Buttons (der mit dem kleinen schwarzen, nach rechts zeigenden Pfeil) klicken und löst damit den eigentlichen Encodierungsprozeß aus. Den fortschreitenden Umwandlungsprozeß kannst Du jetzt an den beiden grünen Balken im Fenster verfolgen. Das kann - je nach Größe der Datei - schon mal ein paar Minuten dauern. Wenn alles erledigt ist ("percent done: 100.0%") kannst Du über "Exit" das Programm schließen. Die fertige mp3-Datei liegt dann in dem von Dir bei "Output Location" angegebenen Ordner. -
Es sind also 2 Arbeitsgänge, die man machen muß: einmal mit Audacity eine wav-Datei erstellen und dann diese Datei ins mp3-Format umwandeln mit winLAME . Das ist alles ein wenig umständlich und Du fragst Dich jetzt vielleicht: Geht das nicht einfacher? - Es geht! Ich habe das bisher selber auch nicht hinbekommen, aber anläßlich Deines Beitrags habe ich mich noch mal damit beschäftigt. Du kannst also alles, was ich bisher dazu oben geschrieben habe getrost wieder vergessen denn hier kommt eine zweite viel komfortablere Anleitung:
Voraussetzung: Audacity und winLAME sind auf Deinem Rechner installiert! Eine Verknüpfung brauchst Du für diese zweite Version nicht anzulegen. Zunächst rufst Du Audacity auf. Dann klickst Du auf "Datei" und wählst anschließend "Einstellungen". Hier kannst Du verschiedene Einstellungen vornehmen; u.a. gibt es einen Bereich "Dateiformate"; unten bei "MP3-Exporteinstellungen" klickst Du auf "Suche Bibliothek". Es öffnet sich nun eine Dialogbox, in der es heißt: "Audacity exportiert MP3-Dateien nicht direkt, sondern benutzt dafür die frei verfügbare LAME MP3-Bibliothek ... " und etwas weiter unten steht: "Möchten sie die Datei `lame_enc.dl´jetzt suchen?" Wähle "ja" und Du kannst diese Datei jetzt suchen. (Ich habe diese Datei bei mir allerdings per Windows-Suchfunktion aufspüren müssen; sie lag nicht im win-LAME-Ordner!) Wenn Du winLAME erfolgreich "mitgeteilt" hast, wo dieser Codec "lame_enc.dll" liegt, siehst Du das daran, daß nun unter "MP3-Exporteinstellungen" die entsprechende Bibliotheksversion steht (bei mir ist es LAME v3.93). Die voreingestellte Bitrate von 128 kannst Du so stehen lassen. Anschließend auf "ok" drücken. Das war´s. -
Wenn Du jetzt eine Aufnahme machst - beispielsweise mit Deinem Headset - kannst Du anschließend auf "Datei" gehen und dort auf "Exportieren als mp3" klicken. Jetzt kannst Du eine mp3-Datei in den gewünschten Ordner speichern. Du brauchst also winLAME überhaupt gar nie aufzurufen! Du hast es dann künftig nur noch mit Audacity zu tun. -
Wenn Deine mp3 fertig ist, kannst Du auf die Audioblogseite gehen und mit Hilfe von "Eigene Datei hochladen" Deine mp3-Datei ins Uploadverzeichnis laden. "Uploadverzeichnis" heißt nicht, daß sie dann bereits direkt auf der Seite zu sehen ist, sondern sie wird zwar auf den Server hochgeladen, muß aber noch vom Administrator "abgesegnet" werden. Ich bekomme also eine automatische mail, wenn irgendjemand eine Datei hochgeladen hat und brauche dann nur noch auf "veröffentlichen" klicken. - Beim Uploadvorgang darfst Du das Fenster des Uploads nicht schließen, solange hochgeladen wird, weil sonst der Vorgang abgebrochen wird. Das Hochladen kann - bei größeren Dateien - schon mal 5 bis 10 Minuten dauern, weil die Upload-Bandbreite der meisten Internetzugänge wensentlich geringer ist als der Download. Also - nicht die Geduld verlieren ... es kann auch schon mal 15 Minuten dauern ... :-))
So - jetzt bin ich mal gespannt, ob´s klappt! Sollten alle Stricke reißen, kannst Du mir auch die wav-Datei per AOL-Dateiübertragung im Tele schicken; die ist dann zwar sieben- bis achtmal größer als eine mp3, aber ich wandle sie dann hier um und lade sie hoch. Die wav-Datei kann ich späterhin wieder löschen. Und den Kommentartext könntest Du per mail schicken ... aber versuch´erst mal ob es so funktioniert - am besten nach der 2. Methode!
"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".
In dieser Griechisch-AG sind wir nun bereits zu fünft (Tendenz steigend) und wer noch mitmachen möchte, sollte es sich nicht mehr lange überlegen. Jetzt ist die Gelegenheit da.
Die Liste mit Vokabeln schicke ich den AG-Mitgliedern übrigens zu ... nicht, daß Ihr denkt, man müßte das alles von sich aus können und wissen ... Euch allen einen geruhsamen Sonntag.
Liebe Grüße
Nauplios
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"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".