Paul Klee - Pierrot Lunaire
Ihr Lieben!
Schönbergs Melodram Pierrot Lunaire gilt bis heute als eines der inspirierendsten Werke des 20. Jahrhunderts. Die Geschichte vom mondsüchtigen Narren nach dreimal sieben Gedichten aus Alberts Girauds Zyklus Pierrot Lunaire führt den Sprechgesang in die Musik ein. Schönberg hat seinem Pierrot lunaire eine Auswahl aus dem fünfzig Gedichte umfassenden Text des belgischen Autors Albert Giraud zugrundegelegt. Giraud veröffentlichte diese Sammlung bereits 1884 und Otto Erich Hartleben hat dann 1911 eine deutsche Übersetzung angefertigt. Der besondere Zauber dieser Gedichte erschließt sich gleich im ersten:
Mondestrunken
Den Wein, den man mit Augen trinkt,
Gießt nachts der Mond in Wogen nieder,
und eine Springflut überschwemmt
den stillen Horizont.
Gelüste schauerlich und süß,
Durchschwimmen ohne Zahl die Fluten!
Den Wein, den man mit Augen trinkt,
Gießt nachts der Mond in Wogen nieder.
Der Dichter, den die Andacht treibt,
Berauscht sich an dem heilgen Tranke,
Gen Himmel wendet er verzückt
Das Haupt und taumelnd saugt und schlürft er
Den Wein, den man mit Augen trinkt.
Moonstruck
The wine that one drinks with the eyes
The moon spills nights into the waves,
And a Springflood overflows
The silent horizon.
Desires, visible and sweet
Countless swim across the flood.
The wine that one drinks with the eyes
The moon spills nights into the waves.
The poet, who practices devotion,
Enrapts himself on the holy drink,
He turns against the sky ecstatic
Headlong reeling sucks and slurps
The wine, that one drinks with the eyes.
Wer sich Ausschnitte aus Schönbergs Pierrot lunaire einmal online anhören möchte, für den bietet sich eine gute Gelegenheit auf http://www.colleges.org/~music/modules/pierrot/index.html.
Hier gibt es die Möglichkeit unter "Animations" die Partitur synchron mit der Musik zu verfolgen. Außerdem steht hier auch der komplette Text mit einer englischen Übersetzung.
Ihr Lieben - ich wünsche Euch und Euren Familien ein geruhsames Pfingstfest.
Liebe Grüße
Nauplios
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"Seht ihr den Mond dort stehen? - / Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön!" (Matthias Claudius) [ein letztlich von Wittgenstein verworfener Mottovorschlag für seine "Philosophischen Untersuchungen".