In Antwort auf: Bauman zufolge, ist der Tod der entscheidend "Andere" des Projektes der Moderne und bleibt deswegen bedeutungslos, da der uns vermittelte Wortschatz fehlt; diesen Wortschatz überträgt Bauman ins Kollektiv und dieses ist nicht imstande, einen möglichen Trost in den humanistischen Werten in irgendeinem Teil des Buches zu finden.
Álso was bleibt übrig? Ich bin ein wenig verwirrt
Liebe Temp
Jack bedarf einer neuen Sprache/Begrifflichkeit des Todes.Ohne diese wird er sonst allnächtlich aufwachen.
Im Griff des Todesschweißes erwachte ich.Wehrlos meiner eigenen Furcht gegenüber.Eine Pause inmitten meines Seins.Mir fehlte es an Willen und körperlicher Stärke aufzustehen und durch das dunkle Haus zu gehen,Wände und Treppengeländer zu ertasten.Mich auf meine Weise zu spüren, meinen Körper erneut zu bewohnen, die Welt erneut zu betreten.
Der Tod ist eine merkwürdige und fremde Wildnis, die außerhalb der Grenzen Blacksmiths auftaucht, außerhalb der vertrauten Landschaft. Jedoch macht der Tod das normale Leben merkwürdig und unvollständig.Im Verlauf des Romans hat Jack einige Todesphantasien.Er verwendet die Phantasie nicht auf sich selbst bezogen sondern gestaltet sie als akademisches Konzept, um nicht an seinen Tod als Einzelperson zu denken. Aber Jack beginnt auch, sich den eigenen Tod vorzustellen. Er versucht, die Sprache und die Bilder, die ihn umgeben, zu formen, um seine speziellen Bedürfnisse zu erfüllen.John Frow merkt an, daß Jacks Todesphantasien durch Reklameanzeigen, Filme und Fernsehen projiziert werden. In der Tat haben diese Clichés ihre Quelle in einer Kette der vorherigen Darstellungen. Diese Darstellungen sind Hauptbestandteil von "White Noise" der Hauptsachen, und sie sind auch amüsant.Doch die Einheit, die hier benutzt wird,die auch zum Schlüssel, zur neuen Strategie der Konfrontation der eigenen Sterblichkeit wird,etikettiert Bauman als postmodernistische Lebenstrategie. Jack versucht sich vorzustellen, was das Sterben sein könnte, wie es es sich anfühlt und wie es ausschaut. Was bedeutet es dann in der Praxis?Dem Protagonisten von "White Noise" dienen Denkmuster als Kennzeichnungsträger und dem persönlichen Wachstum - oder genauer, der Typisierung und bloßem, mentalem Wandel.das, was Jack in Bewegung versetzt, ist die ausgeschmückte und bombastische Rede, die sein Freund Murray den Gladneys im Supermarkt hält:
die Tibetaner versuchen zu sehen, was der Tod für sie ist. Er ist das Ende allen Verhaftet-Seins mit den Dingen.diese einfache Wahrheit läßt sich nur schwerlich ausloten. Aber sobald wir aufhören, uns dem Tod zu verweigern, können wir ruhig fortfahren, und dann mit der (uterine) Wiedergeburt oder eines Judeo-Christ Afterlife fortzufahren oder aus der Körpererfahrung herauszutreten oder auf einer Reise mit einem UFO zu sterben, oder wie auch immer wir es nennen möchten. Wir können es ruhigen Gewissens, ohne Reue oder Schrecken so tun. In dieser Angelegenheit müssen wir nicht künstlich mit dem Leben oder Tod verhaftet sein.Wir gehen einfach in Richtung Schiebetüren [...... ] Hier sterben wir nicht, hier kaufen wir ein. Aber der Unterschied ist weitaus weniger markant als ihr denkt.
In Antwort auf: As Bauman puts it, death is the ultimate Other of the modern project, and so it has no meaning that can be expressed in the only vocabulary we are trained and allowed to use; the vocabulary geared, above all, to the collective and himself is unable to find any solace in the humanistic values in any part of the book.
So what is left? I´m a little confused
Dear Temp,
Jack needs a new language of death. Without it, he is bound to wake up in the night: I woke in the grip of death sweat. Defenseless against my own racking fears. A pause at the center of my being. I lacked the will and physical strength to get out of bed and move through the dark house, clutching walls and stair rails. To feel my way, reinhabit my body, re-enter the world. Death is the strange and alien wilderness that looms outside the boundaries of Blacksmith, outside the familiar landscape. Death, however, also makesthe normal life strange and incomplete.In the course of the novel Jack has several fantasies about his death. He uses fantasy not to think about his death as an individual, but to confront the whole concept as an academic. But Jack also starts to imagine his own personal death. He tries to mould the language and images around him to meet the special needs that he has.John Frow notes that Jack’s fantasies of dying are projected through advertisements, movies and television. Indeed, these clichés have their source in a chain of prior representations. This is of course one of the main things that makes White Noise so amusing.But the mechanism used here is also the key to Jack’s new strategy of confronting his own end, the life strategy that Bauman labels the postmodern life strategy. Jack tries to imagine what dying could be, how it should feel and look. What does this mean in practice, then? The protagonist of White Noise and his thought patterns serve as a vehicle of identification and personal growth – or more accurately, typification and mere mental change. What sets Jack in motion is the decorous and pompous speech his friend Murray gives to the Gladneys at the supermarket: Tibetans try to see death for what it is. It is the end of attachment to things. This simple truth is hard to fathom. But once we stop denying death, we can proceed calmly to die and then go on to experience uterine rebirth or Judeo-Christian afterlife or out-of body experience or a trip on a UFO or whatever we wish to call it. We can do so with clear vision, without awe or terror. We don't have to cling to life artificially,or to death for that matter. We simply walk toward the sliding doors. [… …] Here we don't die, we shop. But the difference is less marked than you think.
regards
Blue The existence of truth only becomes an issue when another sort of truth is in question. (R.Rorty)
In Antwort auf: Bauman zufolge, ist der Tod der entscheidend "Andere" des Projektes der Moderne und bleibt deswegen bedeutungslos, da der uns vermittelte Wortschatz fehlt; diesen Wortschatz überträgt Bauman ins Kollektiv und dieses ist nicht imstande, einen möglichen Trost in den humanistischen Werten in irgendeinem Teil des Buches zu finden.
Álso was bleibt übrig? Ich bin ein wenig verwirrt
Liebe Temp, lieber Blue ,
ich schlage vor zu Jacks Vorstellung von Attila zurückzukehren.
"ich würde glauben, daß er keine Angst kannte. Er nahm den Tod als Erfahrung, als natürlichen Lauf des Lebens, als einen wilden Ritt durch den Wald, als etwas, das jemandem widerfahren würde, der als Plage Gottes bekannt ist.Es würde damit für ihn enden, dass sich seine Begleiter ihr Haar schneiden und ihr eigenes Gesicht im barbarischen Tribut entstellen würden während die Kamera vom Zelt fortschwenkt in Richtung eines Nachthimmels des fünften Jahrhundert A.D., funkelnd voller glitzernder Welten."
Das Ironische hierbei ist selbstverständlich, dass Jack Medienbilder verwendet. Er wählt keine frommen Abbildungen - schließlich ist Christus das vorstehendste Modell für den tapferen Tod in der westlichen Geschichte und eine Imitatio Christi würde eine lange und gut-gekennzeichnete Tradition sein - aber die eines filmischen Epos.Aber der Versuch, den Tod als Erfahrung zu begreifen, als natürlichen Fluß fort vom Leben, ist ein ehrlicher. Später hat Jack persönlichere Todesphantasien, aber sie neigen dazu, philosophischer zu sein und wirken natürlicher. Und so (thx an Blue LOL) ist Jack zu Zygmunt Baumans zweiter Lebenstrategie gekommen,von der er behauptet, sie dominiere momentan. Diese Lebenstrategie unterscheidet sich von seinem modernen Vorgänger und den Gegenstücken dadurch, daß sie versucht, die sich häufende Überlebensaufgabe zu nivellieren, indem er sie wenig erschreckend gestaltet.Wir haben gelernt, dass die moderne Lebensstrategie Unsterblichkeit in Aussicht stellt während die Zukunft die Modalität eines Produktes aufweist.Der zu bezahlene Preis ist uns unbegreiflich. Die postmodernistische Strategie unterscheidet sich von seinen modernen Gegenstücken dadurch, daß sie sofortige Zufriedenheit verspricht:Man entzieht die Sterblichkeit dem allgemeinen Schrecken, indem man sie aus dem Versteck holt und in das Reich des Vertrauten und Üblichen überführt - dort kann sie geübt werden, tagein tagaus. Das Alltägliche wird zu einer unaufhörlichen Generalprobe des Todes.Das, was an erster Stelle geprobt wird, ist der Vergänglichkeit beraubt und evanescence der Tatmenschen. Zusammengefaßt betrachtet Bauman die postmodernistische Lebenstrategie keineswegs positiv. Während die moderne Strategie Paranoia verursacht, hat die postmodernistische eine andere Nebenwirkung: "der Preis,Sterblichkeit exorzieren zu wollen, war eine kollektive Unfähigkeit das Leben als Wirklichkeit zu konstruieren, um das Leben ernst zu nehmen." Aber dieses ist die mediengesättigte Welt von "White Noise" bereits.
In Antwort auf: As Bauman puts it, death is the ultimate Other of the modern project, and so it has no meaning that can be expressed in the only vocabulary we are trained and allowed to use; the vocabulary geared, above all, to the collective and himself is unable to find any solace in the humanistic values in any part of the book.
Dear Temp and Blue
I suggest to go back to Jack´s imagination of Attila :
"I want to believe he was not afraid. He accepted death as an experience that flows naturally from life, a wild ride through the forest, as would befit someone known as the Scourge of God. This is how it ended for him, with his attendants cutting off their hair and disfiguring their own faces in barbarian tribute, as the camera pulls back out of the tent and pans across the night sky of the fifth century A.D., clear and uncontaminated, brightbanded with shimmering worlds."
The irony here is, of course, that Jack is using the media imagery. He is not choosing religious figures – after all, Christ is the most prominent model for brave death in Western history and Imitatio Christi would be a long and well-marked tradition to follow – but ones from a movie epic.But the attempt to see “death as an experience that flows naturally from life” is honest. Later on Jack has more personal death fantasies, but they tend to be more philosophical and intimate in nature.And so ( thx to Blue LOL) Jack has arrived at Zygmunt Bauman’s second life strategy, which he claims to be prevalent at the moment. This life strategy differs from its modern predecessor and counterpart in that it attempts to resolve the haunting issue of survival by making it less frightening. As we learned before, in the modern life strategy, immortality is defined as a prospect, and so the future has a modality of a product.The prize is always there to be seen, but it is never ours to grasp. The postmodern strategy differs from its modern counterpart in that it promises instant satisfaction:It deprives mortality of its vile terror by taking it out of hiding, and tossing it into the realm of the familiar and the ordinary – to be practiced there day in, day out.Daily life becomes a perpetual dress rehearsal of death.What is being rehearsed in the first place, is ephemerality and evanescence of things humans may acquire and bonds humans may weave.
Bauman’s views of the postmodern life strategy are not altogether positive. Whereas modern strategy causes paranoia, postmodern strategy has another side effect: “The prize of exorcising the spectre of mortality proved to be a collective incapacity to construct life as reality, to take life seriously.” But this is the media-saturated world of White Noise already.
warm regards
NID
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"Is not all life the struggle of experience, naked, unarmed, timid but immortal, against generalised thought?" (W.B.Yeats)
In Antwort auf:Jack versucht sich vorzustellen, was das Sterben sein könnte, wie es es sich anfühlt und wie es ausschaut. Was bedeutet es dann in der Praxis?Dem Protagonisten von "White Noise" dienen Denkmuster als Kennzeichnungsträger und dem persönlichen Wachstum - oder genauer, der Typisierung und bloßem, mentalem Wandel.
Lieber Blue, lieber NID Sogar vor der Verwandlung Jacks gibt es keinen Wendepunkt. Aber wir müssen feststellen, daß Jack nicht fragwürdig ist, zumindestens nicht fragwürdiger als seine Kollegen und seine Ehefrau. Er ist das Bild der Zeiten, nicht unbedingt als Verbraucher aber als Person, die in einer Gesellschaft lebt, die mehr und mehr durch sich endlos wiederholende Bilder und glänzende Äußerlichkeiten fasziniert wird, alltägliche Simulationen schwingen ohne Ursprung.Baumans Ideen über unsere allgemeinen kulturellen Modelle im lassen sich interessanterweise mit Brian McHales Ideen über moderne und postmoderniste Literatur verbinden. McHale behauptet, daß der wesentliche Unterschied zwischen diesen beiden darin besteht, daß sich die Erfindung der Moderne vordergründig der Epistemologie zuwendet wohingegen sich die Erfindung der Postmoderne hauptsächlich mit der ontologischen Struktur konstruierter Welten beschäftigt.
In Antwort auf:Jack tries to imagine what dying could be, how it should feel and look. What does this mean in practice, then? The protagonist of White Noise and his thought patterns serve as a vehicle of identification and personal growth – or more accurately, typification and mere mental change.
Dear Blue and NID
It is such even before Jack’s conversion, so there is no point turning back. But we must realise that Jack is not a false character, at least no more than his colleagues and wife. He is the image of the times, not so much as a consumer as such, but as a person that lives in a society that is more and more fascinated with endlessly repeated images and shimmering appearances, everyday simulations with no clear origin.Bauman’s ideas about our cultural models in general resonate interestingly with Brian McHale’s ideas about the specific relation between modernist and postmodernist literature. McHale suggests that the main difference between these two are that modern fiction tends to foreground epistemological issues, whereas postmodernist fiction deals mainly with the ontological structure of literally constructed world(s).
best wishes Temp=)
¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ A brave man once requested me to answer questions that are key is it to be or not to be and I replied:"so why ask me?" _______________________________________
was mag das wohl bedeuten, wenn wir in diesem Tread: Amerikanische Gegenwartsphilosophie und alteuropäische Tradition, damit beginnen über den Tod und das Sterben zu reden? Ich belasse meine Antwort auf diese Frage beim naheliegenden und vollkommen Profanen: Die Diskurse der Neuzeit haben alles dafür getan das Problem des Todes, der Sterblichkeit ins Übermaß zu steigern, bei gleichzeitiger Unterminierung der möglichen kompensatorischen Mittel.
Befragt darauf, was hier am Werk ist greift der Deutsch-amerikanische Philosoph Gotthard Günther zu folgender Erklärung; Es ist nach Günther ein stetiger Fluss von Bedeutung die aus dem Raum des Transzendenten heraus in die Immanenz des Daseins gezogen wird. Dies geschieht jedoch so, das damit die Grenze zwischen Transzendenz und Immanenz nicht aufgelöst wird. "Ein Restbestand des eigenen Willens läßt sich nicht objektivieren. Er geht auf ein absolut Anderes [...] Es gehört zur Existentialität des Menschen, der mehr als bloße Natur ist, daß sein Wille in sich gespalten und doppelt determiniert ist." Damit steigert sich die Problematik ins Uferlose. (G.G., Dieser Substanzverlust des Menschen, Fragment) Siehe auch Die Entdeckung Amerikas oder die amerikanische Apokalypse.
Eine andere Stimme der sog. "alteuropäischen Tradition" ist die Stimme von Emanuel Levinas. Levinas war Schüler Husserls und studierte bei Martin Heidegger. Levinas ist die Einführung der hermeneutischen Philosophie und der beiden deutschen Philosophen Husserl und Heidegger in Frankreich, zur Mitte der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts, zu verdanken. Entgegen Heideggers berühmtem "Sein zum Tode" hebt Levinas diese Frage überhaupt in den Rang eines reinen "?". Zunächst und zu allererst ist da die Sprachlosigkeit angesichts des Todes, der nicht der eigene Tod ist, sondern der Tod des "Anderen" als der "erste Tod". Diese Sprachlosigkeit gegenüber dem Tod ist für ihn ein betroffen-sein passiver als ein Trauma (une affection plus passive d`un traumatisme) und, entgegen Heidegger, fernab jeder methodischen Gewissheit. Levinas sucht eine Spur zwischen 'Sein und Nichts' und den religiösen Konzepten eines "ewigen Lebens" oder einer "nachgemachten Transzendenz von Hinterwelten"(Jenseits des Seins, s.25). Ich breche hier ab Temp. gedenkend die das alles übersetzen will. Der Dialog zwischen Levinas und Derrida ist aber noch zu nennen der, ich behaupte, immer im Kern um diese Problematik geht.
Interessant wäre ein Beitrag von Alban, der sich meines wissens nach mit Willhelm Kamlah beschäftigt hat.
Die abendländischen Kreuzritterfibeln der Jahrtausendwende kaprizieren sich auf ihre Demokratie und ihre Menschenrechte als totalitäres Credo.Wir befinden uns auf einem postmodernen Kreuzug. Alle haben dem zu huldigen. Dies durchgesetzt zu haben, ist eine nicht zu unterschätzende Leistung.Die unfreiwillige Pointe liest sich neuerdings so: Menschen verletzen ist erlaubt,Menschenrechte zu verletzen nicht. Menschenrechte gehen zweifellos vor Menschen!Daher liebt man es gar nicht, von Kriegen zu reden, in Orwellscher Manier spricht man von Strafaktionen oder noch besser: von Friedensmissionen. Denn es können nur Friedensbomben, Friedensgranaten, Friedensraketen sein, die da als zu Metall gewordene westliche Werte auf die Menschen niederkommen. Gerade die Menschenrechte gehören zu den schärfsten Waffen der NATO. Entsichert, entfalten sie ihre zivilisatorische Wirkung.Wenn etwa Hannes Trettner, der Leiter des Boltzmann-Instituts für Menschenrechte in Wien, entschlossen zur Intervention im Kosovo aufruft und festhält: „Die Staatengemeinschaft darf sich nicht länger der Verantwortung entziehen“, dann fragt er natürlich nicht, welche Staatengemeinschaft welche Verantwortung haben darf, sondern setzt die aktuellen Kräfteverhältnisse, den „Herrenstandpunkt“ seinen Überlegungen unreflektiert voran. Kurzum, er meint nicht,daß die Sowjetunion Dallas oder Denver bestrafen hätte sollen, nachdem die US-Army in Indochina wüteten.Im Ranking des Hetzens hat die zivile Gesellschaft in vielen Fällen die Staats- und Militärapparate weit hinter sich gelassen. Ideologie-Offiziere des Nordens treiben sich mehr in den NGOs als in den Generalstäben herum. Im Gegensatz zu den durchgedrehten Zivilisten wissen die Militärs zumindest, was ein Ernstfall bedeutet. Daß die ominösen Menschenrechte, die man da allen aufhalsen will, freilich nur unter bestimmten Bedingungen funktionieren, das zumindest fällt intelligenteren Demokraten wie Jürgen Habermas noch auf: „Nur die friedlichen, wohlhabenden OECD-Gesellschaften können sich leisten, ihre nationalen Interessen mit dem halbwegs weltbürgerlichen Anspruchsniveau der Vereinten Nationen mehr oder weniger in Einklang zu bringen.“ Weltbürger können nach dieser Logik nur die weißen Menschen des Nordens sein. Die anderen sind dieser Terminologie folgend Unterweltbürger, also Kriminelle, die man entsprechend behandeln muß. Jürgen Habermas oder Ulrich Beck haben sich mit ihren Statements endgültig auf ihren militanten freiheitlichen Grundsatz gebracht. Wer hier noch mehr erwartet als den demokratischen Fanatismus alter Männer, dem ist nicht zu helfen. Ein intellektueller Kollateralschaden folgt dem nächsten. „Mit den Vernunftbomben gegen Milosevic wird sozusagen der militärische Euro eingeführt“, sagt Beck in der Süddeutschen.Ein Wert, unsere Werte –überall. Demokratie macht Hirn kaputt. Die wird jedoch unaufhörlich angerufen, so als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt. Selbst eine Kriegskritikerin wie Mary Kaldor weiß nichts anderes zu beschwören als das, was gerade den Bach runterläuft: „Der Schlüssel einer jeden dauerhaften Lösung ist in der Wiederherstellung der Legitimität zu suchen, in der Wiedereinsetzung einer – sei es lokalen, nationalen oder globalen – öffentlichen Kontrolle der organisierten Gewalt. Es handelt sich hierbei sowohl um einen politischen Prozeß, in dem das Vertrauen in und die Unterstützung für öffentliche Einrichtungen wiedergewonnen werden muß, als auch um einen rechtlichen Prozeß der Wiederherstellungen jener Rechtsstaatlichkeit, in deren Rahmen öffentliche Einrichtungen operieren können.“ Mehr als ideologischer Flankenschutz okzidentalen Demokratismus ist da nicht zu vernehmen. Die Autorin landet dann schließlich beim originellen Postulat einer „kosmopolitischen Rechtsdurchsetzung“. Als Jenseits empfiehlt sie uns so ein Diesseits, das soeben ins Abseits geraten ist. Lasset uns beten. Noch immer leben wir in Zeiten demokratischer Andacht.
In Antwort auf:Daß die ominösen Menschenrechte, die man da allen aufhalsen will, freilich nur unter bestimmten Bedingungen funktionieren, das zumindest fällt intelligenteren Demokraten wie Jürgen Habermas noch auf: „Nur die friedlichen, wohlhabenden OECD-Gesellschaften können sich leisten, ihre nationalen Interessen mit dem halbwegs weltbürgerlichen Anspruchsniveau der Vereinten Nationen mehr oder weniger in Einklang zu bringen.“ Weltbürger können nach dieser Logik nur die weißen Menschen des Nordens sein. Die anderen sind dieser Terminologie folgend Unterweltbürger, also Kriminelle, die man entsprechend behandeln muß. Jürgen Habermas oder Ulrich Beck haben sich mit ihren Statements endgültig auf ihren militanten freiheitlichen Grundsatz gebracht. Wer hier noch mehr erwartet als den demokratischen Fanatismus alter Männer, dem ist nicht zu helfen. Ein intellektueller Kollateralschaden folgt dem nächsten.
Meiner Ansicht nach erliegt die Sprache den Widersprüchen, die innerhalb des Konfliktes zwischen Wahrheit und Unwahrheit, Universalität und Besonderheit, Kommunikation und Manipulation aufgestellt werden. Vor dieser Perspektive erweist sich Habermas als problematisch hinsichtlich der philosophischen Erdung der Sprache und Kommunikation und bedarf konkreter soziologisch-historischer Spezifikation. Diese Aufgabe besteht innerhalb der letzten Dekaden Habermasscher Theorie in der Unterscheidung zwischen System und Lebenswelt und wird zum Kerngedanken seines Schaffens.Habermas zufolge lassen sich moderne Gesellschaften teilen -einerseits in lebensweltorientierte , die durch Normen der kommunikativen Interaktion geregelt werden und andererseits in ein System, das durch die "Steuerbefehle" des Geldes und der Macht geregelt wird. Diese Unterscheidung vermittelt zwischen Systemtheorie und Hermeneutik, und streitet darüber, dass erstere nicht die kommunikativen Praktiken des täglichen Lebens aufgreift während letztere die systemischen Kräfte ignoriert, die die Lebenswelt bestimmen.Für Habermas ermöglichen die "Steuerbefehle" von Geld und Macht der Ökonomie und den Staat, noch weitere Prozesse des Alltagsleben zu kontrollieren; dieses unterminiert die Demokratie und die öffentliche Sphäre, Moral und kommunikative Interaktion sowie weitere Ideale Habermas und der Frankfurter Schule. Es wurde häufig darüber gestritten, daß diese Dichotomie zu manichäisch und dualistisch ist, da sie übersieht, daß sowohl Staat als auch Politik gutwillig und progressiv genutzt werden können während die Lebenswelt das gesamte Spektrum von Unterdrückung und Herrschaft darstellen kann.Dem Standpunkt des Theoretisierens der öffentlichen Sphäre gesteht Habermas folgende Unterscheidung zu:" Ich habe den Staatsapparat und die Ökonomie als systemisch -integrierte Handlungsfelder betrachtet, die nicht länger von innen heraus demokratisch transformierbar sind... ohne Schaden an ihrer Systemlogik zu nehmen und damit ihrer Fähigkeit zu arbeiten" auf (Habermas 1992: 444). Wie bei Technologie und Produktion denkt Habermas, daß die Wirtschaft und der Staat bestimmten systemischen Imperativen folgen, die es unmöglich machen, sie demokratisch umzuwandeln. Alles, was man aus dieser Perspektive tun kann,ist, die kommunikativen Bereiche der Lebenswelt vor dem Eingriff durch die Kräfte der instrumentellen Vernunft, dem Handeln und den Imperativen von Geld und Macht zu schützen und einen Bereich von Menschlichkeit, Kommunikation, Sittlichkeitsgefühl und Wert in der Praxis des täglichen Lebens zu konservieren.
In Antwort auf:Daß die ominösen Menschenrechte, die man da allen aufhalsen will, freilich nur unter bestimmten Bedingungen funktionieren, das zumindest fällt intelligenteren Demokraten wie Jürgen Habermas noch auf: „Nur die friedlichen, wohlhabenden OECD-Gesellschaften können sich leisten, ihre nationalen Interessen mit dem halbwegs weltbürgerlichen Anspruchsniveau der Vereinten Nationen mehr oder weniger in Einklang zu bringen.“ Weltbürger können nach dieser Logik nur die weißen Menschen des Nordens sein. Die anderen sind dieser Terminologie folgend Unterweltbürger, also Kriminelle, die man entsprechend behandeln muß. Jürgen Habermas oder Ulrich Beck haben sich mit ihren Statements endgültig auf ihren militanten freiheitlichen Grundsatz gebracht. Wer hier noch mehr erwartet als den demokratischen Fanatismus alter Männer, dem ist nicht zu helfen. Ein intellektueller Kollateralschaden folgt dem nächsten.
In my view, language suffers its contradictions, it is situated within a conflict between truth and untruth, universality and particularity, communication and manipulation. From this perspective, Habermas's philosophical grounding of language and communication is problematic and requires concrete socio-historical specification. This task is complicated, from within the Habermasian theory, because for the past decades, a distinction between system and lifeworld has stood at the center of Habermas's work.For Habermas, contemporary societies are divided between a lifeworld governed by norms of communicative interaction and a system governed by "steering imperatives" of money and power. This distinction mediates between systems theory and hermeneutics, arguing that the former cannot grasp the communicative practices of everyday life while the latter ignores the systemic forces that have come to dominate the lifeworld. For Habermas, the "steering media" of money and power enable business and the state to control ever more processes of everyday life, thus undermining democracy and the public sphere, moral and communicative interaction, and other ideals of Habermas and the Frankfurt School. It has frequently been argued that this dichotomy is too dualistic and Manichean, overlooking that the state and political realm can be used benevolently and progressively, while the lifeworld can be the site of all sorts of oppression and domination.
From the standpoint of theorizing the public sphere, Habermas concedes that from the time of developing this distinction, "I have considered the state apparatus and economy to be systematically integrated action fields that can no longer be transformed democratically from within, .... without damage to their proper system logic and therewith their ability to function" (Habermas 1992: 444). That is, like technology and production, Habermas thinks that the economy and state follow certain systemic imperatives that render them impossible to democratically transform. All one can do, from this perspective, is to protect the communicative spheres of the lifeworld from encroachment by the forces of instrumental rationality and action and the imperatives of money and power, preserving a sphere of humanity, communication, morality, and value in the practices of everyday life.
regards
Blue The existence of truth only becomes an issue when another sort of truth is in question. (R.Rorty)
Ihr Lieben, Das gegenwärtige Aufkommen der englischsprachigen Beiträge macht eine schnelle Übersetzung unmöglich. Dahingehend bitte ich alle Forumsteilnehmer um ein wenig Geduld - manche Passagen - die "logic t" Konvention lassen sich nicht ins Deutsche zu übersetzen,da ich nicht alle sprachanalytischen Defizite ad hoc zu bewältigen vermag.Das gegenwärtige Aufkommen an englischen Texten ist zu hoch, um damit übersetzungstechnisch Schritt zu halten.Um nicht mißverstanden zu werden:
Ich begrüße ausdrücklich diese Form der Internationalität, die sich bislang in den zweisprachigen Postings artikuliert und hoffe, dass wir gemeinsam diesseits und jenseits des Ozeans entlang philosophischer Themenstellungen diskutieren mögen..
Die Tatsache, daß die zweisprachige Entwicklung so rasch voranschreitet,hatte ich nicht erwartet, d.h. sie war bei der Initiierung dieser Rubrik nicht vorhersehbar.
An dieser Stelle möchte ich allen Beteiligten, Alban,Blue,Duns,Hermeneuticus,NID und unserem neuesten Mitglied Metaphysiker einmal für die Intensität ihrer Beiträge meinen Dank aussprechen.Ich sehe der Entwicklung dieser Rubrik mit Spannung und philosophischer Neugier entgegen. Besonderen übersetzungstechnischen Dank hinter den Kulissen gebührt NID, der in ständiger Interaktion mit Blue,für die anglo-amerikanische Forumsöffentlichkeit alle deutschsprachigen Beiträge ins Englische übersetzt und mir damit meine Arbeit ungeheuer erleichtert.(to those we feel affinity all things connect ).
In Antwort auf: All one can do, from this perspective, is to protect the communicative spheres of the lifeworld from encroachment by the forces of instrumental rationality and action and the imperatives of money and power, preserving a sphere of humanity, communication, morality, and value in the practices of everyday life.
Lieber Gruß,
Temp=)
¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ A brave man once requested me to answer questions that are key is it to be or not to be and I replied:"so why ask me?" _______________________________________
Versuch zur Übersetzung (ich bitte um Korrektur!):
Bild 1: "Autsch, du stehst auf meinem Nacken!"
Bild 2: "Ja gut, das ist eine mögliche Sicht ... Aber man könnte auch sagen, dass du versuchst, mich mit deinem Nacken zum Stolpern zu bringen ..."
Bild 3: "(Siehst) weißt du, aus postmoderner Sicht erzeugen wir (jeder für sich) unsere (je) eigene Realität auf der Basis unserer verinnerlichten vorgefassten Ansichten. Da es daher keine objektive Wahrheit mehr gibt, sind wir frei, unsere eigene Wahrheit zu erzeugen ... Und nun siehst du, dass es (da) kein 'falsch' und 'richtig' (mehr) gibt, sondern nur eine unbegrenzte Zahl von gleichermaßen gültigen 'Geschichten'"
Bild 4: "Aber du stehst immer noch auf meinem Nacken!" - "Du warst (wohl) nie auf einer Hochschule, oder?"
In Antwort auf: McHale behauptet, daß der wesentliche Unterschied zwischen diesen beiden darin besteht, daß sich die Erfindung der Moderne vordergründig der Epistemologie zuwendet wohingegen sich die Erfindung der Postmoderne hauptsächlich mit der ontologischen Struktur konstruierter Welten beschäftigt.
Er benötigt eine neue Sprache,um sich der entscheidenden ontologischen Grenze von einem frischen Winkel aus zu nähern, einer modernen Tendenz,die frei davon ist, den Tod vor dem Leben zu verstecken und es zu einem Außenseiter zu machen. Hier schreibt McHale: Postmodernistisches Schreiben ermöglicht uns, mit der Vorstellung unserer eigenen Todesfälle zu experimentieren, um den eigenen Tod zu proben.Wir alle verloren ars moriendi;wir haben niemanden mehr, der uns beibringt, wie man gut stirbt oder zumindestens keinen, den wir ernst nehmen oder vertrauen können. Postmodernist. Schreiben kann eines unserer letzten Antriebsmittel der phantasievollen Vorbereitung für die einzelne Tat sein, die wir alles sicherlich nicht unterstützt durchführen müssen, ohne die Hoffnung, sie erneut zu tun, wenn es beim ersten Mal nicht funktioniert.Postmodernist.Fiktion ist nach der Auffassung McHales ein gesunder Weg, dieser letzten Grenze zu begegnen.Meiner Ansicht nach wird das Projekt der Moderne durch Jacks Geschichte transzendiert.Nachdem er wiederholt das Sterben probt, in seiner Vorstellung wie auch in der Form philosophischer Argumentation, erkennt er letzlich dasselbe wie Murray im Supermarkt.Es ist unmöglich, eine Lösung für die Todesproblematik in White Noise zu finden.Die Erzählung endet in drei kurzen Episoden.In der ersten überlebt eines der jüngsten Kinder der Gladneys wie durch ein Wunder das Dreiradfahren auf der Autobahn.Jack kommentiert diese Episode mit einer Einstellung, die ich als Kritik der engstirnigen Denkmuster der modernen Lebensstrategie etikettieren würde, in der alles auf ein "hier und jetzt" abzielt.Gewiß versucht er keine verborgene Bedeutung diesem zuzuschreiben, kein epistomologisches Rätsel, wie er es vorher getan hätte.
In Antwort auf:McHale suggests that the main difference between these two are that modern fiction tends to foreground epistemological issues, whereas postmodernist fiction deals mainly with the ontological structure of literally constructed world(s)..
He needs a new language with which to approach the ultimate ontological boundary from a fresh angle, one free of the modern tendency to hide death from life and make it an outsider. Here is where McHale comes in: Postmodernist writing enables us to experiment with imagining our own deaths, to rehearse our own deaths. We have all but lost the ars moriendi; we no longer have anyone to teach us how to die well, or at least noone we can trust or take seriously. Postmodernist writing may be one of our last resources for preparing ourselves, in imagination, for the single act which we must assuredly all perform unaided,with no hope of doing it over if we get it wrong the first time.So postmodernist fiction, as McHale sees it, is a healthy way of dealing with our final boundary. This is what I think White Noise is all about, as it transcends the modern project by telling the story of Jack. Through rehearsal Jack realizes that he cannot avoid death. After rehearsing dying time after time in different ways, in imagination as well as in the form of philosophical argumentation, he is finally able to see the same thing Murray sees in the supermarket. It is impossible find any solution to the “problem” of death in the world of White Noise.The novel ends with three separate short episodes. In the first one the Gladneys’ youngest child miraculously survives tricycling over a highway. Jack comments on this episode with an attitude I’d like to label as a critique of the one-eyed thinking patterns of the modern life strategy,where everything always points beyond the here-and-now. Certainly he is not trying to find any hidden meaning in it, no epistemological riddle, as he would have done before.
regards
Blue The existence of truth only becomes an issue when another sort of truth is in question. (R.Rorty)
Wäre man Archäologe und würde man die Schichten europäischer Kultur untersuchen, auf Spuren nach ihrem Verhältnis zu Tod und Sterblichkeit, träte wohl als eine der untersten Ablagerungen der Mythos von Gilgamesch und dessen Freund Enkidu zu Tage. Vielleicht könnte man von hier aus beobachten, wie sich diese Schichten in vielfach gewundenen Formationen in die oberen Sedimente einlagern. Vielleicht käme dieser Schicht sogar die gleiche Konsistenz und die gleiche undurchlässige Dichte zu, wie dem Gegenstand den sie konstituiert oder der ihr Thema ist, dem Tod. Wäre es denkbar, das diese mächtige Schicht es ist, auf der sich zweieinhalb Jahrtausende später das Christentum, auch als Verwandlung jüdischen Aufschubs und jüdischer Diachronie, auflagert um dem sumerischen Helden den toten Freund dennoch und letztgültig zu retten? Die bohrende Ungewissheit diesseits des Horizontes auf dessen weit entfernter Linie sich die Gestalt des Todes, für den verwandelten Menschen der Achsenzeit um so deutlicher abzeichnet, wäre die stärkste tektonische Kraft unter der sich die Schichten der Kultur gegeneinander verwinden und durchdringen. Selbst an den Steilhängen der Moderne ließen sich die Spuren ablesen die, aus der Tiefe herauf, die Höhe der Kultur definieren.
In der Bibliothek von Ninive kanonisiert der assyrische König Assur-banibal um 650 v. Chr. jenen Text der dann ’Das Gilgamesch Epos’ genannt wird. Um das Jahr 2600 v.Chr., so erzählen die alten Textfragmente, lebte zwischen Euphrat und Tigris, in der Doppelstadt Uruk-Kullab der sumerische König Gilgamesch. “Herrlich haben die Götter Gilgamesch geschaffen: groß ist sein Wuchs, unbändig seine Kraft. Zu zwei Dritteln ist er Gott, zu einem Drittel Mensch.“ Gilgamesch ist ein schrecklicher Herrscher, der sein Volk unterdrückt, so lange bis dieses sich an die Götter wendet und um Rettung vor dessen Gewalt anfleht. Die Götter senden den Tiermenschen Enkidu auf die Erde. Enkidu trinkt mit den Tieren an der Tränke und frisst mit den Tieren das Gras auf der Steppe, er jagdt mit den Tieren und schläft mit ihnen. Eines Tages lockt eine Hure den Tiermenschen Enkidu in die Festung Gilgameschs. Es kommt zum Kampf zwischen Gilgamesch und Enkidu. Sie messen ihre Kräfte und werden dennoch Freunde. Der Plan der Götter nimmt seinen Lauf und Enkidu, unendlich geliebt von Gilgamesch, wird krank und stirbt. Jetzt entpuppt sich die Tragweite des göttlichen Geschenkes. Nicht einen Freund sandten die Götter dem Gilgamesch, sondern die Erfahrung des Todes angesichts des Todes des “Anderen“ Menschen.
Von nun ab beginnt Gilgameschs Suche. Gegen jeden Widerstand durch dunkle Höhlen und selbst über den Totenfluss hinweg sucht Gilgamesch den Freund und scheitert. Das Gilgamesch sucht, bis hin an die Grenze des 20ten und 21ten Jahrhunderts, lässt sich zeigen im Blick auf Leben und Werk des Schriftstellers und Nobelpreisträgers Elias Canetti. Dieses Scheitern angesichts des Todes, dieser Aufstand und diese Empörung gegen die Sterblichkeit hat Canetti Zeit seines Lebens umgetrieben. Er hat die Mythen, die Religionen, die Philosophie, die Bräuche und Überlieferungen überall dort wo er sie finden konnte danach befragt was sie über den Tod sagten. In seinem Buch, ’Die Fackel im Ohr’ schreibt er:
“Ein Recht auf Glanz, Reichtum, Elend und Verzweiflung aller Erfahrung habe ich mir durch die Empörung gegen den Tod erworben. In diesem endlosen Aufstand habe ich gelebt. Und wenn der Schmerz um meine Nächsten, die ich im Lauf der Zeit verlor, nicht geringer war als der des Gilgamesch um seinen Freund Enkidu, so habe ich doch eines, ein einziges vor ihm voraus: daß es mir um das Leben jedes Menschen und nicht nur um das meiner Nächsten geht.“
Gegen jede Vernunft, gegen jede Form der Rationalisierung, gegen jede Beruhigung und Sinngebung, gegen jede Tröstung, empört sich Canetti gegen das Faktum Brutum des Todes. Diese Wut, dieser Haß gegen den Tod wird zum Epizentrum all seiner Energie die er zum schreiben braucht. Es ist ein anschreiben gegen den Tod, gegen die unglaubliche Tatsache das Menschen sterben. Jede berechtigt erscheinende Misanthropie wird für Canetti aufgehoben durch die Ehre zu einem Menschengeschlecht zu gehören das die Möglichkeit besitzt sich gegen seinen ärgsten und in Wirklichkeit einzigen Feind zu erheben. In ’Die Provinz des Menschen’ schreibt er:
“Man muß den Menschen fassen, wie er ist, hart und unerlöst. Man darf ihm aber nicht erlauben, sich an der Hoffnung zu vergreifen. Nur aus der schwärzesten Kenntnis darf die Hoffnung fließen, sonst wird sie zum höhnischen Aberglauben und beschleunigt den Untergang, der näher und näher droht.“
Canetti ist für mich, neben Ernst Bloch und Emanuel Levinas, die unüberhörbare Stimme, die das Verhältnis des Menschen zum Tod, unverstellt durch jedwede Form der Vernunft und radikal als eine unumgängliche Konfrontation formuliert.
schönen Abend noch euch allen (oder guten Morgen über den Teich) Duns
ist das die von mir für den Fall eines Fehlers erbetene Korrektur? Falls ja: WAS habe ich unzutreffend übersetzt? Beutet hier 'trip me' etwas anderes als 'zum Stolpern bringen'?
Was bedeuten deine Anmerkungen 'decent' und 'take care'? Ist 'decent' gemeint als 'zurückhaltend' oder als 'ganz nett (aber 'daneben')'? Ist 'take care' gemeint als 'Pass bloß auf!', 'sei vorsichtig' oder 'sieh dich vor'? Falls ja, wovor 'vorsehen'?
Zielt dein Kommentar ab auf 'Lobenswerte Anstrengung. Weiter so!' oder 'Lass es lieber bleiben. Halt dich da raus!'?