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  • SuZ - ein Klassiker des PragmatismusDatum18.03.2005 22:11

    Hallo Metaphysiker,

    darf ich nach dem Zusammenhang Deiner (politisch völlig korrekten) Ausführungen mit dem Thema der Diskussion fragen? Den sehe ich nämlich nicht.

    Ich frage mich auch nach dem Zweck Deiner Tiraden. Was mich betrifft, ich habe ein klares Urteil über Heideggers politische Verstrickungen und die ideologischen Implikationen eines großen Teils seiner Schriften. Aber das hindert mich nicht, SuZ (und einige andere seiner Werke vor der "Kehre") ausgesprochen tiefsinnig, ja genial zu finden. Heidegger ist in meinen Augen ein großer Philosoph. Und ALS dieser Philosoph interessiert er mich hier.

    Außerdem halte ich es für ein hermeneutisch zweifelhaftes und intellektuell unterbelichtetes Verfahren, Autoren einem politischen Sammelurteil (z.B. "reaktionär") zu subsumieren und sie damit als ganze für "erledigt" zu halten. Für solche Pauschalierungen sind Ideologen, Demagogen und Parteipolitker zuständig. Die (aufklärerische) Aufgabe des Intellektuellen sehe ich in der Differenzierung.

    Mir sind schon oft Menschen vom Schlage des "Anhängers" untergekommen, die in ihrer persönlichen Bindung an einen großen Autor dann nicht mehr zu solcher Differenzierung fähig sind. Sie fühlen sich immer gleich persönlich mit angegriffen, wenn jemand "ihren" Autor kritisiert. Und natürlich sind die Feinde ihrer Idole immer auch ihre eigenen Feinde. Motto: Haust du meinen Heidegger, spucke ich auf deinen Bloch. Mir ist das schwer verständlich, denn für mich schließen Liebe, Verehrung und kritische Differenzierung einander nicht aus (auch nicht im "wirklichen Leben").

    Der "Mensch" Heidegger, so weit ich ihn aus seinen Schriften bzw. Schriften über ihn kenne, ist mir ausgesprochen unsympathisch. Und vieles von seinen Schriften ödet mich geradezu an (z.B. "Vom Ereignis", das halte ich persönlich für Schrott). Aber das gilt eben nicht für alles. Er hat ganz großartige philosphische Texte geschrieben, ungewöhnlich klar und scharfsinnig, intensiv, dicht - ich komme nicht umhin, das anzuerkennen.

    Ich will damit bekräftigen: Ich habe kein Bedürfnis, Heidegger vor politischer Kritik in Schutz zu nehmen. Ich übe sie selbst. Was ich dagegen ablehne, ist der Versuch, den Philosophen Heidegger aus politischen Gründen zu erledigen oder zu tabuisieren. Hier bitte ich doch um Differenzierung. Sie ist möglich. Man kann SuZ (und so einiges andere von Heidegger) lesen, ohne sich dadurch ideologisch mit NS zu infizieren.

    Gruß
    H.


  • Löschung der MitgliedschaftDatum10.03.2005 13:17
    Thema von Hermeneuticus im Forum Socializing

    Hallo!

    Wie kann man seine Mitgliedschaft wieder löschen?

    Gruß
    H.


  • Hello guys...

    well, analytical philosophy may have had its day, but I think it's over. Because meanwhile one can play checkers with names instead of thinking. Write the name of a philosopher (Tarski, Quine, Davidson, Putnam...) on a sticker, add the corresponding thesis or argument, and the game may begin... Its a nice but idle way of wasting ones time by avoiding any substantial reflexion. And it bores me stiff. Maybe the different points of view have important practical implications for people who do not participate in this scholastic game. But nobody seems to care enough to spell them out in plane language.

    Philosophy is a science. One can study it at university. It has its scientific language and its well-trained staff. But if it isn't MORE than just a science among many sciences, it may well be dumped. Nobody (besides those who occasionally live by teaching it) will shed a tear.

    What do you think - is THIS a typically CONTINENTAL way of understanding philosophy? :-)

    Greetings
    H.


    Es ist eine Hauptquelle unseres Unverständnisses, dass wir den Gebrauch unserer Wörter nicht übersehen. (Ludwig)

  • Hallo Duns(t)!

    Nun, ich habe das "t" zwar aus einer Laune, aber nicht ohne philosophische Gründe angefügt. Denn einem Denker, der die "Diesigkeit" (von lat. haecceitas) (!!) in den Rang einer philosophischen Kategorie erhoben hat, steht "DUNST" sehr wohl zu Gesicht. Ganz besonders, wenn er aus Schottland kommt. (Übrigens sehe ich in dieser Herkunft auch das biographische Motiv für die philosophische Würdigung der "Diesigkeit").


    Grüßchen
    H.

    Es ist eine Hauptquelle unseres Unverständnisses, dass wir den Gebrauch unserer Wörter nicht übersehen. (Ludwig)

  • SuZ - ein Klassiker des PragmatismusDatum08.03.2005 23:01
    Thema von Hermeneuticus im Forum Martin Heidegger - Sei...

    Hallo miteinander!

    Ich habe eigentlich erst nur mal den Mund gespitzt, und jetzt soll ich schon pfeifen?

    Na gut, Ihr habt es so gewollt...

    - - - - - -

    Was bleibt, wenn man 80 Jahre nach seinem Erscheinen auf SuZ zurückblickt? Was daran hatte philosophiegeschichtlich Bestand? In welcher Richtung hat es vor allem gewirkt?

    Ich denke, dass nun, nachdem sich die ontologischen Nebel und die Pulverdämpfe der kontroversen Rezeptionsgeschichte gelichtet haben, vor allem eins klar hervortritt, und das ist die TRANSZENDENTAL-PRAGMATISCH ansetzende ANTHROPOLOGIE des Buches. Als das, was Heidegger zur Zeit der Abfassung darin sah, ist das Buch nur ein Fragment, ein Dokument des Scheiterns. Darum sollte man vielleicht die Spekulationen darüber lassen, worauf Heidegger EIGENTLICH hinaus wollte und wozu SuZ nur die Vorbereitung war. Lesen wir stattdessen das, was Heidegger in dem Buch tatsächlich geleistet hat: eine Phänomenologie der menschlichen Lebensbezüge, die zugleich eine kritische Revision der traditionellen, metaphysischen, "theoretischen" menschlichen Selbstverständigung ist.

    Wieso nenne ich Heideggers philosophische Revision "transzendental-pragmatisch"? Was verstehe ich unter diesem Doppeladjektiv?

    "Transzendental" ist nach meinem Verständnis eine philosophische Reflexion, wenn sie sich nicht mit Gegenständen einer bestimmten Art beschäftigt, sondern nach den (systematischen) Voraussetzungen, den "Bedingungen der Möglichkeit" dieser Gegenstände fragt. "Gegenstände" sind etwas anderes als "Dinge". Fragte man nach den Voraussetzungen von Dingen, hätte es wenig Sinn, sich eine Antwort von der philosophischen Reflexion zu versprechen; empirische Forschung wäre dann aussichtsreicher. Allerdings: Wenn wir Dinge erforschen, tun wir das immer AUF EINE BESTIMMTE WEISE. Die Dinge mögen sein, wie sie wollen, sie werden uns jeweils nur AUF DIE WEISE zum GEGENSTAND, in der wir mit ihnen umgehen, um sie in ihrem Sosein zu erkennen. Daher ist UNSERE Erkenntnis ihres Soseins stets von der Weise UNSERES Umgangs mit ihnen mitbedingt. - Eine philosophische Reflexion auf diesen von uns selbst zu verantwortenden Teil unserer Erkenntnis des Seienden, wie es ist, nenne ich "transzendental". Und ich denke, es lässt sich verhältnismäßig leicht zeigen, dass Heidegger in SuZ eine Reflexion dieser - von Kant initiierten - Art durchführt.


    Was verstehe ich unter einer "pragmatisch" ansetzenden Philosophie? "Praktisch" ist seit Aristoteles ein Gegestück zu "theoretisch". Praktische Philosophie beschäftigt sich - gegenständlich - mit dem (menschlichen) Handeln, seinen Bedingungen und rationalen Strukturen. Als Philosophie ist nun auch die praktische Philosophie eine Art von "Theorie", sofern eben die philosophische Reflexion auf das Handeln etwas anderes ist als das Handeln selbst.
    Aber nun fragt sich zunächst, welches Gewicht eine Philosophie dem Handeln einräumt - ob sie es nur als einen ihrer verschiedenen Gegenstände in den Blick nimmt oder als etwas Grundlegendes, und zwar auch grundlegend für sie selbst (die Theorie). Eine "pragmatische" Philosophie, könnte man sagen, betrachtet das Handeln in einer solchen grundlegenden Weise. Sie begreift auch sich selbst, die Theorie, als durchs Handeln und seine Strukturen mitbedingt, ja vielleicht sogar als EINE BESTIMMTE ART des Handelns.

    Aber wenn Philosophie ihr Tun - die Reflexion - als eine bestimmte Art des Handelns begreift, bleibt das nicht folgenlos für die Einschätzung ihrer RESULTATE, die sie zutage fördert ("Wissen"). Bekanntlich hat Aristoteles nicht nur Theorie und Praxis unterschieden, sondern ihnen auch verschiedene Formen des Wissens zugeordnet. Wissenschaftliches Wissen, wie es die Philosophie produziert, unterliegt nach seinen Vorstellungen anderen Anforderungen als das Wissen, das wir zum Handeln oder zum technischen Herstellen benötigen. Wissenschaftliches Wissen hat einen andere Weise der "Strenge" und Gewissheit ("Allgemeinheit", "Notwendigkeit") als praktisches Wissen, das wir benötigen, wenn wir in bestimmten Situationen etwas tun oder herstellen wollen. - Hier wird, denke ich, absehbar, dass eine "pragmatisch" ansetzende Philosophie womöglich auch gewisse Konsequenzen für ihr eigenes methodisches Vorgehen ziehen wird. Oder zumindest wird ihr Selbstverständnis durch die Überlegung hindurchgehen müssen, welche Anforderungen sie an ihr Reflexionswissen stellt: Ist es ein "praktisches Wissen" (wenn doch auch das Philosophieren eine Praxis ist und daher situationsbedingt und -bezogen) oder muss es dennoch den strengen Anfordungen an Systematizität und Allgemeingültigkeit genügen, die man seit alters dem "theoretischen" Wissen zuordnet?


    Was nun SuZ angeht, so möchte ich thesenartig behaupten, dass Heidegger darin eine pragmatische Anthropologie entwirft, ohne dass dieser "inhaltliche" Pragmatismus auf seine philosophische Methode durchschlägt. Der Ansatz von SuZ ist dennoch ein systematischer und "theoretischer", was bereits aus der Entscheidung erhellt, eine "Ontologie" zu verfassen, also einen Beitrag zu jener überkommenen "Disziplin" zu liefern, die es als "Metaphysica generalis" mit dem "Sein des Seienden ÜBERHAUPT" zu tun hatte. Mag mancher darin eine gewisse Inkonsequenz sehen, so finde ich gerade diese Spannung "reizvoll" und philosophisch fruchtbar. Denn gerade durch den systematischen Anspruch gewinnt Heideggers Pragmatismus ein besonderes Gewicht...

    - - - - - -

    So weit meine These. Kann damit jemand etwas anfangen? (Wobei natürlich auch Zurückweisung ein "Anfang" wäre, ein willkommener sogar.)

    Gruß
    Hermeneuticus


    Es ist eine Hauptquelle unseres Unverständnisses, dass wir den Gebrauch unserer Wörter nicht übersehen. (Ludwig)

  • Neue Prime - Discussion?Datum07.03.2005 17:56
    Foren-Beitrag von Hermeneuticus im Thema Neue Prime - Discussion?

    Hi Temp, hi all!

    Hm, nichts gegen Diskussionen übers große Ganze... Manchmal bin ich durchaus fürs Uferlose. Aber wäre es nicht spannender, die pragmatischen wide-angel-perspectives in einem oder zwei klassischen Texten zu bündeln, sie meinetwegen auch dort HINEIN- oder HERAUSzulesen (dafür sind Klassiker schließlich da...)? Ja, ich denke in der Tat an "close reading" von "Sein und Zeit" sowie den "Philosophischen Untersuchungen"...

    @den Schottischen Duns(t):
    Heidegger eine Katze??? Er ist wohl (leider) mehr der Hunde-Typ (Deutscher Schäferhund)... Aber DAGEGEN protestiere ich energisch: Man braucht ihn nicht gegen den Strich zu bürsten, um die pragmatischen Flöhe aus seinem Fell kommen zu sehen...

    Gruß
    Hermeneuticus


    Es ist eine Hauptquelle unseres Unverständnisses, dass wir den Gebrauch unserer Wörter nicht übersehen. (Ludwig)

  • Tach und hi!

    Siehe da, vielleicht war also mein Vorschlag zum "Prime"-Thema Heidegger/Wittgenstein (siehe dort) so abwegig nicht... Unter dem Aspekt "analytische vs. hermeneutische Philosophie" / "anglosaxon und continental tradition" hätte man schon einen weiteren Anknüpfungspunkt...

    meint unmaßgeblichst und devotest
    der Neuling
    Hermeneuticus

  • Neue Prime - Discussion?Datum07.03.2005 12:17
    Foren-Beitrag von Hermeneuticus im Thema Neue Prime - Discussion?

    Hallo miteinander!

    Obzwar Neuling in diesem Forum, will ich doch gleich rotzfrech ein "Prime"-Thema vorschlagen - nicht nur, weil ich mich damit gerade sowieso beschäftige, sondern weil es mir philosophiegeschichtlich höchst bedeutsam zu sein scheint. Rorty hat mal gesagt, er halte Heidegger und Wittgenstein für die wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Nun gut, der Mann sagt viel, wenn der Tag lang ist, aber hier hat er doch etwas überaus Richtiges gesagt. Und man könnte mit Fug hinzufügen, dass diese beiden Denker bei sehr gegensätzlicher Oberflächenerscheinung sogar noch viel gemein haben. Dies Gemeinsame würde ich kurz und schnodderig als PRAGMATISMUS bezeichnen und wäre bereit, das ausführlich zu begründen und zu verteidigen (Duns Scotus sei mein Zeuge...).
    Na, was meint Ihr? Renn' ich damit offene Türen bei Euch ein oder ist die These provokativ (und gewichtig) genug, um Widerspruch zu wecken?

    Mit dem devoten Kratzfuß des Neulings
    grüßt
    Hermeneuticus


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