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Dieses Thema hat 3 Antworten
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 Philosophische Lektüre 1
isabelle Offline



Beiträge: 4

06.09.2004 18:01
Symposien im 6./5. Jh. v.Chr. Antworten

Das Symposion war neben den öffentlichen Festen und Feiern der Ort privater Geselligkeit. So unterschiedlich die Anlässe, so unterschiedlich auch die Formen und Abläufe. In der Regel lud man vorher dazu ein; es war aber durchaus üblich Ungeladene mitzubringen und Symposien ganz spontan und ohne Anlass zu feiern.

Eine vermutlich ältere Form, die - nimmt man die Beschreibung des Xenophanes dazu - im 6./5. Jhd.v.Chr. verbreitet war, verwendete Plutarch in seinem fiktiven Gastmahl der Sieben Weisen.
Nach dem Essen versammelte man sich am Hausaltar, reichte Becher noch ungemischten Weines herum, von dem man bloß nippte, und schleuderte den Rest als Weinspende für Dionysos, dem vitalen Gott des Weines, über den Altar in den Raum. Begleitet von einer Flöte, sang man kultisch-rituelle Lieder. Im Anschluss an den kultischen Eingang, machte man es sich auf Klinien (Liegen) gemütlich, gemischter Wein wurde gereicht, „Skolien“ gesungen, improvisiert, neu erfunden: »Trinke mit mir und sei jung mit mir und liebe mit mir und trage mit mir den Kranz! Sei töricht mit mir und sei wieder weise, wenn ich weise bin«

Schließlich einigte man sich manchmal unter Leitung eines gewählten Symposiarchen über den weiteren Verlauf. Dieser hing von der Zusammensetzung und dem Interesse der Runde ab und reichte von vergnüglichen Rätselspielen, Tanz und Musik über alltägliche Konversation bis zu politischen und philosophischen Gesprächen. Dies alles ist mit einer sehr entschiedenen Höflichkeit verbunden gewesen, denn Takt galt als anmutige Gabe der Götter. Es war kein Frevel dem Weine zuzusprechen, so erklärt schon Xenophanes von Kolophon, doch solle man dies immer nur so weit tun, „dass man noch ohne Hilfe nach Hause komme“. Einen Ratschlag, den man nach menschlicher Art nicht immer beherzigte, sonst hätte ein Dichter eine seiner Personen nicht weise sagen lassen: „Ja wenn der Kopfschmerz schon vor dem Rausche käme, wäre niemand unmäßig«, (Alexis bei Athen . X, 34.)

isabelle

Nauplios ( Gast )
Beiträge:

11.09.2004 22:13
#2 RE:Symposien im 6./5. Jh. v.Chr. Antworten

Hallo Isabelle!

Die Symposien waren ja auch ein Hauptmotiv der archaischen Keramik; dort finden sich viele Trink- und Gelageszenen aus Mythos und Gegenwart:

Vielleicht kann man sagen, daß das "symposion" einen "Adel der Muße" repräsentiert, dessen aristokratischer Lebensstil sich in eleganten Liegen, Trinkgefäßen, Jagdhunden ... zeigt. Und man findet schließlich das Motiv des "symposions" sogar in der Grabkunst. Aristokraten ließen sich beim symposion darstellen - im Kreis von Gefährten, um an die Freuden des Lebens zu erinnern. - Und das symposion schafft so etwas wie "Berufsdichter", die - anders als die frühen Lyriker wie Archilochos, Alkaios oder Sappho - nicht mehr aus persönlicher Erfahrung dichten, sondern aus äußeren Anlässen. Anakreon etwa bezeichnet sich als Vertreter des frohen Genusses ( euphrosyne ) und steht mir seiner Kunst im Dienst einer Reihe von Auftraggebern - Tyrannen wie Aristokraten.

Was den Ratschlag des Xenophanes angeht ("... daß man noch ohne Hilfe nach Hause komme"), so tröstet mich als "geraléos" sein Zusatz "sofern man nicht ganz altersschwach ist" (me pánü geraléos) ...

Liebe Grüße

Nauplios

Gast
Beiträge:

12.09.2004 19:37
#3 RE:Symposien im 6./5. Jh. v.Chr. Antworten

Hallo Isabelle,
kurz ein Frage: Was ist Wein ungemischt (womit), was ein gemischter (womit, weshalb)?
Alban

isabelle Offline



Beiträge: 4

18.09.2004 16:34
#4 RE:Symposien im 6./5. Jh. v.Chr. Antworten

Wein wurde mit Wasser vermischt, oft wurden noch Kräuter und Gewürze hinzugefügt, um ihn geschmacklich angenehmer zu machen, denn er war vermutlich noch nicht so „rund“ wie heutige Weine. Außerdem wollte man dadurch vielleicht der Gefahr des Betrunkenseins etwas vorbeugen.

Älian (V.H. XII, 31) zählt neun berühmte Weinsorten auf . Im arkadischen Heräa wuchs einer, der die Männer wahnsinnig und die Weiber fruchtbar machte, auf Thasos einer, der sanften und tiefen Schlaf brachte und ein anderer, der den Schlaf raubte usw.

Der griechische Mann der archaischen, klassischen und hellenistischen Antike führte sein Leben und verbrachte auch seine Freizeit– und so ist es ja auch heute noch eingeschränkt zu beobachten – mit anderen Männern zusammen. Trinken alleine galt als Ausdruck der Trunksucht und war verpönt. Auch das kann man heute noch in Griechenland beobachten.

Auch wenn religiöse Bezüge im Laufe der Zeit zunehmend verschwanden und kultische Handlungen zu Ritualen verkümmerten, erinnerten „Weinspende“, „Trinksprüche“ und „Trinklieder“ zu Ehren eines Gottes oder mehrerer Götter noch Jahrhunderte nach Xenophanes an die ursprüngliche Mitte nicht nur des politischen, sondern auch des geselligen Lebens.

Danke für das schöne Vasenbild, das etwas ganz Besonderes ist.

Es erinnerte mich auch an die Möglichkeit tragischer Symposien. So berichtet der schon oben erwähnte Älian von drei durch Luxus verarmten vornehmen Athenern, welche einander gegenseitig den Schierling zutranken und aus dem Leben schieden »wie aus einem Symposion«. ( Älian V.H. IV, 23.)

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