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Dieses Thema hat 4 Antworten
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 Sensualismus und Konstruktivismus
Rolf Offline



Beiträge: 41

09.12.2004 14:33
'Geschichte des Sensualismus' I. Antworten

Ein erster Überblick über ‘die Geschichte des Sensualismus’ ... aus meiner Sicht

‘Die Geschichte des Sensualismus’ ist wohl noch nicht geschrieben worden. Möglicherweise deshalb, weil bisher niemand ‘Sensualismus’ als ‘roten Faden in der Geschichte der Philosophie’ betrachtet hat.
Vielleicht aber auch, weil alles, was mit ‘Wahrnehmung’ zu tun hat, am Rande alle Philosophen beschäftigt hat, ‘Sensualismus’ als ‘Beschränkung auf DAS Wahrnehmbare’ aber dabei immer nur ‘Marginalie’ geblieben ist, zumindest angesichts der Menge der Texte, die sich ausschließlich damit befassen.

So ist der Begriff ‘Wahrheit’ DER zentrale Begriff DER Philosophie geworden und Sensualisten aus dieser Sicht nicht ernstzunehmen, da sie eben diese ‘Wahrheit (als ‘für Menschen zugänglich’)’ schlichtweg negieren.

Im Gegensatz zu anderen Sichtweisen betrachte ich ‘Sensualismus’ als DAS EINE PARADIGMA, das dem anderen, dem ontologisch metaphysischen Paradigma, konträr und unvereinbar gegenübersteht.


Als ‘sensualistisch’ bezeichne ich jeden philosophischen Ansatz, der von der Annahme ausgeht ‘Zugänglich ist jedem Menschen ausschließlich das, was dem Gehirn sensorisch übermittelt wird’ (meine Formulierung).
Das sehe ich, nach einem ersten groben Überblick über ‘die Geschichte der Philosophie’, bereits bei Anaximander, Anaximenes, Xenophanes, Heraklit, Parmenides, Protagoras, Demokrit, Zenon und Aristippos (usw.) als 'im Ansatz gegeben’ an.

Problem bleibt dabei, bis heute mit nur geringen Forschritten, wie ‘das sensorisch übermittelte’ im Gehirn verarbeitet wird.

Ein weiteres Problem, und zwar hier ein grundsätzliches DER Philosophie, sehe ich in der Tendenz, Begrifflichkeiten der Vorgänger als ‘gegeben’ und sie, gewissermaßen ‘in Ehrfurcht vor der Tradition’, als ‘(quasimateriellen) Teil der (geistigen) Realität’ zu übernehmen.

Epikur ist, aus meiner Sicht, der erste, der ‘konsequent sensualistisch’ denkt und ‘rein spekulative’ Gedankengänge ablehnt.
Nach Sextus Empiricus, der Epikurs Sicht übernahm, entstand eine lange Pause bis ins Mittelalter, wo dann Denker wie William of Ockham wieder anfingen, sich mit ‘Sinneseindrücken als Ursprung des Wissens’ zu befassen.

Mit den englischen und französischen Philosophen der Aufklärung geht es mit ‘der Geschichte des Sensualismus’ weiter über Kant bis zu dem, was sich ‘Radikaler Konstruktivismus’ nennt.

Hier möchte ich aber erst einmal unterbrechen und den Text zur Diskussion stellen, weitere Ausführungen können folgen.

Angelia ( Gast )
Beiträge:

11.12.2004 14:15
#2 RE:'Geschichte des Sensualismus' I. Antworten


Hallo Rolf

zum Sensualismus fällt mir spontan - und jetzt lach nicht - das Orakel von Delphi ein.
Eine Person, meistens eine Frau - lebte abgeschottet von den aüßeren Umständen und wurde bei wichtigen Entscheidungen zu Rate gezogen.
Durch Erdgase, ich glaube es war Menthan, andere behaupten es sein Dämpfe von verbrannten Kräutern gewesen, soll ihr Bewusstsein erweitert worden sein, um so über die Sinne Dinge weitreichender wahrnehmen zu können.
Aber um wahre Aussagen oder Weissagungen zu treffen müssen diese vielfälltigen Wahrnehmngen ja in einen sinnvollen Zusammenhang gebracht werden... wie und ob das funktionieren soll, das würde mich interessieren.

Grüße Angelia

Rolf Offline



Beiträge: 41

14.12.2004 13:52
#3 RE:'Geschichte des Sensualismus' I. Antworten

Hallo Angelia,

über die Wirkung unbekannter Dämpfe kann ich genau so wenig sagen, wie über die Möglichkeit von VorherWISSEN.

VorherSAGEN kann ja jeder Mensch treffen, manche davon sind dann sicherlich auch zutreffend.

Es mag sein, dass Trancezustände dazu beitragen können, dass der 'Durchblick' bei einem Menschen 'klarer' wird und daher Voraussagen in höherem Maße zutreffen.

'Sensualismus' sagt von der Theorie her ja nur etwas darüber aus, auf welchem Wege 'das, was im Gehirn drin ist', vorher 'dorthinein gelangt 'ist'.

Angelia ( Gast )
Beiträge:

15.12.2004 21:17
#4 RE:'Geschichte des Sensualismus' I. Antworten

Hallo Rolf

nun möchte ich hier keine Werbung für bewusstseinserweiternde Dämpfe machen der Schwerpunkt liegt schon auf Wahrnehmung zumal, Trancezustände sind ein heikles Thema vor allem wenn Drogen eine Rolle spielen.
Was sagt die Theorie des Sensualismus über den Weg, wie Empfundungen ( kann man das so sagen? ) ins Hirn kommen. Übrigens gab es voe ein paar Jahren ein Bericht in der Zeitschrift Geo. Da wurde über das Bauchhirn berichtet. Interessant war, dass die Nervenzellen in der Bauchregion die selben Strukturen wie Gehirnzellen aufweisen... leider erinnere ich mich nicht mehr konkret. Hat das Bauchgefühl auch etwas mit Sensualismus zu tun?

Grüße angelia

Rolf Offline



Beiträge: 41

16.12.2004 14:43
#5 RE:'Geschichte des Sensualismus' I. Antworten

Hallo Angelia,

von einer 'Theorie des Sensualismus (wie auch des Konstruktivismus)' kann wohl keine Rede sein, da es sich bei all dem, was ich unter dem Begriff 'Sensusalismus' zusammenfasse, um recht unterschiedliche Schlussfolgerungen aus der Beobachtung handelt, 'im Kopf kann nur sein, was über die Sinnesorgane dorthin gelangt ist'.

Theorien darüber, WIE im Gehirn 'Empfindungen' entstehen, waren von den jeweiligen anatomischen Kenntnissen der Epoche abhängig. Erst Mitte des 19ten Jahrhunderts konnten die Funktionen von Nerven und Nervenzellen so nachvollzogen werden, dass über das 'organische Zustandekommen von Empfindungen' theoretisiert werden konnte.

Demnach werden von Rezeptoren, die sich am äußersten Ende von Nerven befinden, elektrische Impulse an das Gehirn übermittelt. Je nach Organ werden diese Impulse in eine bestimmte Region des Geirns geleitet, wo dann 'Sinneseindrücke' generiert werden.
'Empfindung' (Singular) wird dabei meist mit einem bestimmten 'Sinneseindruck' (z.B. 'Helligkeit' oder 'Berührung' usw.), 'Empfindungen (Plural) meist mit 'komplexen Sinneseindrücken sowohl von den Sinnesorganen als auch von den inneren Organen' gleichgesetzt.
'Empfindungen' sind in jedem Fall eine Leistung des Gehirns, sie kommen erst aufgrund komplexer Aktivität des Gehirns zustande.

'Nervenzellen' gibt es nicht nur im Bauch, sondern vor allem auch im Rückenmark. Wo sie außerhalb des Gehirns vorkommen, haben sie vermutlich 'Schaltfunktionen' zu erfüllen, die quasi-autonome Aktivitäten des betreffenden Organs ermöglichen. Am deutlichsten ist das im Rückenmark mit den 'Reflexbögen' gegeben, die bei bestimmten sensorischen Impulsen einen ausgehenden Impuls direkt an einen Muskel weitergeben können, ohne dass das Gehirn, wie es sonst der Fall ist, den Impuls dazu geben muss.
Am deutlichsten ist das der Fall, wenn die Hand zurückzuckt und erst einen kleinen Moment später bewusst wird, dass 'das heiß ist', was eben berührt wurde.

Der Begriff 'Wahrnehmung' ist dabei insofern kaum brauchbar, weil seine Bedeutung zum einen auf der Vorstellung 'objektiver Realität (Wahrheit)' beruht, was schon vom Begriff her den 'subjektiven (individuellen)' Charakter von 'Empfindungen' ignoriert, zum anderen aber auch eine übergroße 'Bedeutungsbandbreite' aufweist, die sowohl 'sensorische Impulse', als auch 'Interpretation sensorischer Impulse durch das Gehirn' umfasst.
Selbst die Begriffe 'Perzeption (Eingehen sensorische Impulse)' und 'Apperzeption (Interpretation eingegangener sensorischer Impulse)' sind da im Grunde genommen noch zu ungenau, da davon ausgegangen wird, dass nur ein sehr geringer Bruchteil aller 'materiell MÖGLICHEN sensorischen Impulse' das Gehirn überhaupt erreichen und dass die im Gehirn verfügbaren sensorischen Impulse dort auch noch weiter reduziert werden.


Gruß
Rolf

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